Jahres-Rückblicks-Stöckchen 2022

Über all die Jahre ist mir dieser Jahresrückblick sehr ans Herz gewachsen. Die Tage mit der geheimnisvollen Bezeichnung „zwischen den Jahren“ war für mich immer eine Zeit des Rückzugs und der Ruhe. Weihnachten mit dem Familientrubel im Rücken folgt eine Woche der Stille, des Nichtstuns, Resümierens und Ausblickens. Doch in diesem Jahr ist alles ganz anders. Meine heilige Ruhezeit war geprägt von Stress, Dingen, die nicht funktionieren, und Dingen, die länger brauchen, als gedacht. Von kleinen und unvorherzusehenden Zusatzkatastrophen und lästigem Kleinscheiß, der sich nicht ignorieren ließ. Ich bin sauer deswegen!
Mein Jahresende war seit Ende Oktober relativ gut terminiert. Eine neue Lektorin suchen. Einmal komplett durch FoT lesen. Das neue Webdesign und die Überarbeitung der Final-Fantasy-Seite fertigmachen. Gleiches mit dem Blog. Den Rechner auf- und umrüsten. Crisis Core spielen und reviewen. Und dann eine Woche „frei“, um das Jahr abzuschließen und frisch gestärkt in 2023 mit dem nächsten FoT Teil weiterzumachen.
Und nun sitze ich hier am 31. Dezember und tippe ruhelos das, was längst fertig sein sollte in den noch immer nicht reparierten Blog. Habe noch zwei große Punkte auf der To-Do-Liste nicht abgehakt und musste selbige um weitere ergänzen, die wohl auch vor „frei“ und „weiterschreiben“ erledigt werden müssen. Dass bis dahin die Schule wieder läuft und ich „frei“ wohl vergessen kann, versteht sich von selbst …
*seufz*

1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
Wenn man sich in der Welt so umsieht, dann kann man eigentlich gar nicht anders, als auf dieser Skala bei null zu landen, oder?
Krieg und Klimakrise bei uns, Unterdrückung von Frauen oder Andersdenkenden dort … wo soll man da anfangen?
Während das Eine zumindest geografisch so weit weg ist, dass ich es zeitweise schaffe, diese Dinge nicht zu nah an mich heranzulassen, ist die Klimakrise etwas, was mich jeden Tag unfassbar wütend macht. Seien es kurzsichtige FDP-Politiker, die der Autolobby die Füße küssen und es nicht mal hinkriegen ein winziges Tempolimit durchzuwinken, oder die komplett rückgradlose Fraktion der ach so Christlichen, die es sich in den Armen der Öl- und Energiekonzerne gemütlich gemacht haben. Ich könnte pausenlos kotzen, dass in dieser Welt nur Geld und nicht der Verstand regiert. Aber was wundere ich mich, dass „die da oben“ das große Ganze nicht in den Griff bekommen, wenn die Nachbarin nicht einmal ihren Müll zu trennen in der Lage ist? Ist es so schwer zu verstehen, dass Kippen nicht in den Biomüll gehören und dass man die lose Plastikfolie von der Bilderrahmenpappe mit einem Handgriff entfernen kann, ehe sie in der Papiertonne landet? Faulheit? Dummheit? Ich begreife es einfach nicht. Aber es macht mich wütend. Doppelt sogar. Einmal die Tatsache selbst und dann, dass ich mich so kleinkariert darüber aufrege.
Aber wenn selbst diese minimalsten Dinge so schwer zu bewältigen sind, dann ist es natürlich nicht verwunderlich, wenn die Welt an der großen Sache kläglich scheitern wird. *grmpf*

Wenn ich versuche, die große Welt auszuklammern und mich auf meine kleine Welt besinne, dann müsste ich insgesamt zufriedener sein. Zwar gibt es da eine große Sorge, die mir schwer zu schaffen macht, aber da ich gerade nichts daran ändern kann, versuche ich mich in Verdrängung. Nach drei sehr schweren Monaten klappt das mittlerweile halbwegs.
Ansonsten: Ich darf wieder laufen! Und kann es sogar; – wenn ich es auch noch immer nicht übertreiben darf, das rächt sich sofort. Sport kann ich nach wie vor vergessen, aber vielleicht ja dann 2023 wieder.

Auch wenn ich meinen Roman nicht bis zu dem Ende schreiben konnte, das ich mir als Zielpunkt gesetzt hatte, so habe ich doch einen Abschluss für diesen ersten Teil des ersten Zyklus‘ geschafft, der laut meiner Lektorin für sich stehen kann (auch wenn er nicht abgeschlossen ist).
Wie es weiter geht? Ich will noch diesen ersten Zyklus komplett beenden, damit ich weiß, wie viel Text es in Summe ist, erst dann wird es an den Verlag gehen. Ich bin in jedem Fall zufrieden, da zu stehen, wo ich nun stehe. Und unfassbar dankbar und glücklich, dass es bei denen, die es bisher gelesen haben, gut anzukommen scheint. ♥

Ansonsten ist es hier wie gehabt. Im Kleinen ist alles ok bis super.
In Zahlen? Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht sollte ich sagen: Welt 0, Mi 7? Oder wir einigen uns auf 3 wie im letzten Jahr?

2. Zugenommen oder abgenommen?
Endlich wieder etwas abgenommen. Noch immer in keiner Relation zum Aufwand, aber seit ich das Jod nehme, habe ich das Gefühl, es wäre minimal einfacher geworden.

3. Haare länger oder kürzer?
Werden wieder länger, aber dafür immer dünner …

4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Dazu fällt mir in diesem Jahr nicht mal eine dumme Antwort ein. (Das lass ich so stehen. 2020+2021+22)
Auf Nimmerwiedersehen, Frage Nr. 4.

5. Mehr Kohle oder weniger?
Gleichbleibend wenig. Auch 2022 war noch nicht viel mit Lesungen, was aber auch an mit selbst lag. Ich fühlte mich nicht fit genug und habe nach der langen Zeit zuhause auch so meine Schwierigkeiten mit Menschenmengen.

6. Besseren Job oder schlechteren?
Ich habe mich in diesem Jahr erstmals wirklich als Autorin gefühlt. Erstmals hatte ich wirklich Zeit, konstant zu arbeiten und fast tagtäglich am Schreibtisch zu sitzen. Nicht durchgehend, aber in Summe doch etwa die Hälfte des Jahres. Und auch, wenn ich gerade in einer reinen Schaffensphase bin und wenig mit Lesungen und Publikation zu tun habe, fühlt es sich gut und richtig an. Ich hoffe, 2023 kann das toppen. :)

7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Wie schon im letzten Jahr – zu viel. ^^‘ So viele Bücher, so viel Merch! Und dann der neue Kühlschrank … und das Lektorat …

8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
Hm. Muss ich drüber nachdenken. Ich würde gerne Selbstvertrauen schreiben, weil ich endlich mal lernen sollte, positives Feedback anzunehmen, zu verinnerlichen und mich damit für die nächste Krise zu wappnen. Aber irgendwie hält dieses Gefühl bei mir nie so lange.
Vermutlich etwas Gelassenheit. Ich habs aufgegeben, jedem Menschen hinterherzulaufen. Wer nicht will, der hat schon. Punkt. (Punkt. Punkt. Komma, Fragezeichen? Nein, Punkt!)

9. Mehr bewegt oder weniger?
Nicht genug, aber definitiv wieder mehr. ^_^

10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Glaub gar nicht so viel? Eine Runde Corona, zwei fette Migränephasen und natürlich der Weltschmerz im März/April. ^^‘ Sonst nur die Nachwehen des Knochenmarködems und des langen nicht Bewegens. :)

11. Davon war für Dich die Schlimmste?
Vermutlich immer noch der Fuß. Auch wenn der so weit wieder ok ist, dauert mir die Genesung einfach zu lange. Es hängt einfach so viel dran. Gewicht, Rücken, Stimmung …

12. Der hirnrissigste Plan?
Fällt mir spontan nichts ein.

13. Der größte Schreck?
Immer noch das Familiending.

14. Die teuerste Anschaffung?
Glaube, der neue Kühlschrank.

15. Das leckerste Essen?
Ich steh immer noch total auf vegane Leberwurst. *nomnomnom*

16. Das beeindruckendste Buch?
Ganz schwer zu sagen. Ich habe wieder nicht soo viel gelesen und es war auch nichts dabei, was mich wirklich umgehauen hätte. Vermutlich sollte ich „Bird by Bird“ von Anne Lamott erwähnen. Es ist ein Schreibratgeber, und zwar der für mich Erste, in dem ich mich teilweise wiederfinde. Es geht insbesondere um Intuition und Versagensängste, um das Vertrauen in die Charaktere, wie man ihnen richtig zuhört. Das hat mir sehr gefallen. Endlich mal kein Reden von Plotstruktur und Datenblättern. So funktioniere ich einfach nicht.

17. Der ergreifendste Film?
Wieder fällt es mir schwer, mich zu erinnern, was ich überhaupt gesehen habe. ^^‘ Ich gucke nur noch wenige Filme, eher Serien und auch dazu bin ich meist einfach zu müde. Oft endet mein Tag mit einer schon 100x gesehenen Folge Barnaby oder Inspektor Lewis, bei der ich seelenruhig wegnicken darf.
Nach etwas Recherche kann ich verkünden, dass ich die Comicverfilmung „The Old Guard“ sehr mochte.
Better call Saul fand ich mega, auch der Sandman hat mir sehr gefallen. Andor sieht bisher vielversprechend und hatte sehr erst kürzlich viel Freude an Peripherie.
Oh und Cobra Kai hat mich positiv überrascht! Die ersten beiden Staffeln waren verdammt gut erzählt!

18. Die beste CD?
Auch wie immer schwierig. Ich höre gerade wieder viel meine uralte Lieblings-CD von Mysterium. Katatonia begleitet mich, eben so CDs von Beautiful Death und Amesouers. Als Kontrastprogramm: Der J-rockige Given-OST. :)

19. Das schönste Konzert?
Nirgendwo gewesen, aber wir haben Karten für mehrere im nächsten Jahr ^_^

20. Die meiste Zeit verbracht mit?
Fate und Lex und der FF-Seite.

21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Ganz toll waren meine vier Tage Auszeit bei meiner liebsten Su von allen. ♥ Das machen wir mal wieder, ja? ^_^

22. 2022 zum ersten Mal getan?
Ich könnte „einen Roman beendet“ schreiben. Aber er fühlt sich noch nicht recht beendet an, weil es ja noch weitergeht. ^^‘
Oh, dann wohl: eine Lektorin gesucht. Meine Erste hatte mich ja gefunden.

23. 2022 nach langer Zeit wieder getan?
Mich ins Webdesign gestürzt.

24. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
[es folgt zu 90% der Text vom letzten Jahr:]
Oh, wie viel Zeit hab ich?
*seufz* Im Grunde könnte ich auch hier den Text vom Vorjahr einkopieren. Es beginnt wie immer mit den Nachrichten und endet … mit den Nachrichten. Ganz ehrlich – die Welt bereitet mir Kummer. Das mögen manche Leute albern finden, aber für mich ist es wirklich schwer zu ertragen, mich in unserer eigentlich so reichen Welt umzusehen, und all diese schrecklichen Dinge zu sehen. Wie kann es sein, dass wir an unseren Grenzen Menschen erfrieren und verhungern lassen? Wie kann es sein, dass diejenigen, die einfach nicht sehen wollen, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher, den Ausschlag für alle wichtigen Entscheidungen geben? Wieso bekommen Leute, die auf Geld aufpassen, noch immer Millionengehälter, während diejenigen, die sich um unsere Mitmenschen kümmern, bis zur Erschöpfung ausgebeutet werden?
Ich verstehe all das nicht. Und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass wir einander und unserer Umwelt mehr Achtung und Respekt entgegenbringen. Dass wir lernen, mehr auf das zu achten, was wir haben, als auf das, was wir nicht haben oder von dem wir überzeugt sind, dass man es uns wegnehmen möchte …

25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Auch dies kann ich wohl einfach so stehen lassen:
Ich kann mich nur wiederholen. Ich hätte gern die Fähigkeit, die Menschen davon zu überzeugen, dass Natur und Leben mehr wert sind als Geld und Status.

26. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Neben dem Rückhalt meiner Familie wohl auch das wunderbare Feedback zu FoT von meinen Testler*innen und meiner Lektorin. ^_^

27. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
*tsihihi* Sie hat episch gesagt! ♥

28. Dein Wort des Jahres?
Da fällt mir spontan nichts ein.

29. Dein Unwort des Jahres?
Schon seit Anfang des Jahres weiß ich, welches Wort hier landen wird: Kontraintuitiv!
Unser neuer Justizminister Buschmann sagte bezüglich der Pläne der EU, Atomkraft und Gas als grüne Energiequellen zu betiteln: „Und dass die Grünen sich natürlich wünschen, dass Atom- oder Kernenergie kein grünes Label bekommen, das kann ich auch nachvollziehen – das ist ja für viele in Deutschland auch kontraintuitiv.“ (Zitat aus der Zeit https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-01/eu-taxonomie-kernenergie-atomkraft-bundesregierung-reaktion )
Kontraintuitiv! Also für diesen Satz und diese Wortkonstruktion müsste man ihm seine Unterlagen rechts und links um die Ohren hauen. Echt.

30. Zum Vergleich: Verlinke Dein Stöckchen von vorigem Jahr!
Jahres-Rückblicks-Stöckchen 2021

Puh. Tatsächlich noch pünktlich geschafft.
Warm und stürmisch geht dieses Jahr heute zu Ende. Ich wünsche mir, dass der Wind die Kraft hat, den Egoismus und die Kurzsichtigkeit aus der Welt zu pusten, und uns zur Abwechslung mal wieder ein gutes und friedliches Jahr mit positiven Entwicklungen erwartet.

Kommt gut ins neue Jahr! ♥

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