Jeden Mittag zu meiner „Sportstunde“ und manchmal abends, wenn ich nichts Besseres zu tun hatte, habe ich mir nach und nach meine „Six Feet Under“ DVDs und heute – unter Tränen – die letzte Folge angesehen.
Was für eine Serie! Was für eine Serie? Ja, was eigentlich für eine?
Six Feet Under ist schwer zu beschreiben, da sie nicht mit konventionellen Serien zu vergleichen ist. SFU ist ein bisschen wie eine Soap, ein bisschen morbide und ansonsten wie das wahre Leben.
Die Serie betrachtet das Leben und den Tod aus Sicht der Familie Fisher, die ein Bestattungsunternehmen unterhält, und deren Verwandten und Bekannten. In der ersten Episode stirbt das Familienoberhaupt an Weihnachten und die beiden ungleichen Söhne David und Nate erben das Unternehmen.
Die meisten Folgen beginnen mit einem Todesfall. Anfangs werden diese Fälle noch intensiv während der Episoden begleitet, die Toten haben meist, und wenn auch nur in ihrem bisherigen Dasein, leichte Bezüge zum Leben mindestens eines Mitgleides der Familie Fisher. Man begleitet die Trauernden, bekommt Einblicke in verschiedene Bestattungsmöglichkeiten, sieht wie unterscheidlich die Menschen ihre Toten feiern oder betrauern. Nach und nach rückt das Institut aber immer mehr in den Hintergrund, dient nur noch als Kulisse für die Charaktere. Und genau die sind es eigentlich, die die Serie ausmachen.
Vater Nathaniel, der auch nach seinem Tod noch regelmäßig seinen Auftritt hat und die Familie begleitet.
Mutter Ruth, die nie richtig aus sich herauskommt, ihr Leben für ihre Familie gibt und immer zurück steckt.
Der älteste Sohn Nate, der früh von zuhause fort ging und nur widerwillig zurück kommt und in das Familienunternehmen einsteigt.
Der heimlich schwule David, immer bemüht es allen recht zu machen, immer auf der Suche nach Respekt und Liebe.
Das Küken, die künstlerisch begabte Tochter Claire, die oft versucht den Sinn im Leben mit Hilfe von Drogen zu finden.
Schon zu Beginn der Serie kann man mit jedem Charakter mitfühlen. Jeder trägt sein eigenens Drama, alles wirkt ein bisschen deprimierend, die Atmosphäre in der Familie ist steif, künstlich, aber niemals hoffnungslos. Und das zieht sich konstant durch die fünf Staffeln. Das komische: Nie wird es langweilig, nie wirkt es aufgesetzt, übertrieben, affektiert oder platt: Die Serie ist leise, berührt, bewegt, stimmt nachdenklich. Animiert dann und wann trotz aller Dramatik zu einem Lächeln und bietet nicht selten auch tief schwarzen Humor vom Feinsten.
Und immer lässt sie die Hoffnung auf ein Happy End. Aber gibt es das im wahren Leben?
SFU zeigt das Leben. Natürlich gibt es ein Happy End. Und dann wieder eine Talfahrt, einen Aufschlag, ein weiteres Aufrappeln. Und alles Leben endet mit dem Tod. Und jedes Ende ist ein Anfang. Ist das ein Happy End?
Wertung:
Bisher habe ich keine bessere Serie gesehen. Von Anfang bis Ende durchdacht, ohne langatmige Füllepisoden, ohne ein endlos herausgezögertes Ende, ohne falsche Dramaturgie. Six Feet Under fühlt sich „echt“ an. Sie lebt durch ihre Charaktere und stirbt mit ihnen. Die Darsteller sind erstklassig, die Musik ist toll, man kann lachen, weinen, träumen, hoffen. Perfekt!
Und weil es so schön war, die letzten Minuten der Serie, das beste Ende was einer [dieser] Serie passieren konnte