Lesejahr 2021

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Es ist wieder Zeit für meinen kleinen, buchigen Jahresrückblick.

Dass ich in 2021 weniger lesen würde als 2020, war von vornherein klar, immerhin waren es im letzten Jahr irgendwas zwischen 150 und 200 Büchern, die ich verschlungen habe :D Doch dass meine Liste in diesem Jahr so kläglich kurz ausfallen würde, damit hätte ich dann doch nicht gerechnet. ^^ Aber so ist das eben.

Im ersten Jahresdrittel habe ich noch viel geschrieben – und wenn ich schreibe, lese ich idR eher wenig. Zu oft habe ich das Gefühl, das Gelesene reißt mich aus meiner Erzählstimme. Außerdem möchte ich nicht, auch nicht unterbewusst, in Richtungen inspiriert werden, die nicht vorgesehen waren. Ebensowenig möchte ich das Gefühl haben, dass das, was ich schreibe, etwas anderem ähnelt (auch wenn es das in irgendeiner Form immer tut) und mich dann krampfhaft davon wegbewegen. Sowas raubt mir das Vergnügen und die Leichtigkeit am Schreiben, bzw. füllt meinen Kopf mit zu vielen Gedanken und Ängsten, die da einfach nichts zu suchen haben und mein Vorankommen blockieren können. Ich lese wirklich gern und auch gerne viel. Aber nicht in meinen Schreibphasen. Nein, nein.

Den Rest des Jahres kann ich dann am ehesten mit Depression beschreiben. Ich habe fast nichts mehr getan, mich zwingen müssen, wenigstens etwas zu lesen und bin dabei nicht unbedingt gut vorangekommen. Vielleicht hatte ich die falschen Bücher, vielleicht lag es an meiner Stimmung. Wer weiß?

Wie dem auch sei – es war ein lesetechnisch eher sparsames Jahr. Folgende Titel habe ich 2021 gelesen:

01. Tad Williams – Die Hexenholzkrone 1 (Osten Ard 2 Bd1.1) ****
02. Anthony Ryan – Lied des Blutes (Rabenschatten Bd1) ****
03. Anthony Ryan – Herr des Turms (Rabenschatten Bd2) ***
04. Anthony Ryan – Königin der Flammen (Rabenschatten Bd3) **
05. Peter Beagle – Das letzte Einhorn *****
06. Simon Stalenhag – Things from the flood ****
07. Danbi Eo – Der Wald der verlorenen Schatten ****
08. Jim Butcher – Sturmnacht (Harry Dresden Bd1) ***
09. Jim Butcher – Wolfsjagd (Harry Dresden Bd2) **
10. Jim Butcher – Grabesruh (Harry Dresden Bd3) ***
11. Melanie Rawn – Das Gesicht im Feuer (Drachenprinz Bd1) ***
12. Daniel Abraham – Sommer der Zwietracht (Die magischen Städte Bd1) ****
13. Daniel Abraham – Winter des Verrats (Die magischen Städte Bd2) ****

Manga:
Yuki Fumino – I hear the sunspot 1-2 *****
Yuki Fumino – I hear the sunspot – Limit 1-3 ****
Kanna Kii – Ein Fremder am Strand **
Kanna Kii – Ein Fremder im Frühlingswind 1, danach abgebrochen **
Enjo – Depth of Field 1-2 ****
Komatsu – Dann denk ich an dich ****
Unbohana – Wie das Salz der See **
Suzu Shinomiya – Heartbeat Again *****
Yuu Minaduki – Sayornara Game ****
Yuu Minaduki – Change World 1 ****
Yuu Minaduki – Change World 2 ***

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Positiv, wenn es nicht so viele Bücher sind: Ich kann Euch wieder etwas mehr zu den einzelnen Titeln erzählen. ^^

Am liebsten gelesen habe ich Peter Beagles „Das letzte Einhorn“. Es mag kaum eine Überraschung sein, aber – das Buch ist so ab-so-lut wundervoll! Ich liebe den Zeichentrickfilm seit meiner Kindheit und auch, wenn ich natürlich weiß, dass es erst dieses wundervolle Buch war, was den Film ermöglicht hat, weckte doch jeder einzelne Satz Erinnerungen an die Bilder des Films in mir. Diese sanfte Traurigkeit, diese in allem schwingende Melancholie … das trifft zu 100% meinen Geschmack. Ich war mir sicher, das Buch vor Jahren schon einmal gelesen zu haben, aber es fühlte sich irgendwie wieder neu an. Und das, obwohl ich die Geschichte in und auswendig kenne. Es ist faszinierend, wie perfekt der Film den Ton des Buches trifft. Das schaffen nur wenige Verfilmungen!

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Eine Enttäuschung hielt dieses Jahr auch für mich bereit: Anthony Ryans „Das Lied des Blutes“, bzw. die „Rabenschatten“-Reihe. Abgesehen davon, dass mir auch nach drei Bänden nicht klar ist, was der Name „Rabenschatten“ nun tatsächlich mit der Geschichte zu tun hat (außer, dass es cool klingt. Wolfsschatten würde ich trotzdem besser verstehen), … es ist das erste Mal, dass mich eine blind gekaufte Klett-Cotta Reihe nicht überzeugen konnte. Dabei hatte der erste Band so viel versprochen!
Vaelins Erzählung, wie er im 6. Orden aufwuchs und zu dem wurde, der er ist, hat mir sehr gefallen. Ich mochte das Erzähltempo und den Stil, auch wenn sich einige Charaktere und Handlungen für mich etwas zu sehr nach Reißbrett anfühlten. Aber – Jammern auf hohem Niveau. Der erste Band war klasse und natürlich wollte ich am Ende unbedingt wissen, wie es weitergeht. Zugegeben, ich wäre gern bei Vaelin geblieben, aber da die Geschichte sich so weit verzweigt hat, kann ich verstehen, dass in Band 2 auch die Wege der anderen Charaktere aus deren Perspektive beschrieben wurden. Und wie das so ist – einige der Charaktere mag man, andere weniger. Schwieriger war, dass sich die Geschichte für mich nach etwa der Hälfte des zweiten Buches in einer Aneinanderreihung der immer gleichen Handlungen verlor. Ich liebe es, wenn nah am Charakter erzählt wird. Doch hier verschob sich der Fokus trotz der vielen Charaktere auf reines Geschehen. Anfangs gab es noch einige Stränge, die mich faszinierten, doch irgendwie endete alles in zahllosen Wanderungen und Schlachten und ich hatte zu selten das Gefühl zu wissen, wofür die Charaktere jetzt eigentlich kämpfen, was ihnen am Herzen liegt und warum sie all das gerade auf sich nehmen. Es fühlte sich einfach … egal an. Hauptsache Aktion. Band 3 habe ich dann nur noch beendet, weil ich hoffte, die Auflösung würde vielleicht für den zähen Mittelteil entschädigen, doch leider weit gefehlt.
Der „Rabenschatten“ bleibt für mich eine sprachlich schöne Reihe mit soliden Charakteren, deren Ziele ich leider genauso wenig nachfühlen konnte wie eine Gesamthandlung, wodurch meine Faszination und Spannung leider erstarb. Nach dem großartigen Start fühle es sich insgesamt wie eine herbe Enttäuschung an, auch wenn ich der Reihe damit vermutlich unrecht tue. Trotzdem – sie konnte meine anfangs geschürten Erwartungen – abgesehen von der sprachlichen Qualität – nicht erfüllen. Schade :(
(Wie immer gilt: Lasst Euch von meiner Meinung nicht abschrecken! Es gibt so viele positive Rezensionen zu der Reihe – jeder hat eben einen anderen Geschmack. Vielleicht ist sie für Euch ja genau das Richtige?)

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Wohl nicht weiter verfolgen werde ich die Drachenprinzen-Reihe von Melanie Rawn und vermutlich auch die Dresden Files von Jim Butcher.
Melanie Rawns „Das Gesicht im Feuer“ wirkte auf mich wie eine schwache Fantasy-Kopie von Dune (zwei konkurrierende Adelshäuser, ein umkämpftes Wüstenterritorium mit wertvollen Ressourcen und Monstern (hier Drachen), ein Familienmitglied, das Teil einer besonderen Zunft mit einer besonderen Gabe ist, eine Prophezeiung über den auserwählten Sohn und seine Liebste …), war insgesamt unterhaltsam, aber auch hier blieben mir die Charaktere zu fern und die einzige Spannung und das Knistern zwischen den Charakteren, wurde leider bereits im Vorfeld durch die Prophezeiungen gekillt. Schade.

Harry Dresden empfand ich als soweit unterhaltsam und witzig für zwischendurch. Teilweise war es mir auch zu viel Humor (ich bin halt mehr der melancholische Drama-Typ ;)), dennoch hat Harry zweifelsohne seine Momente.
Insgesamt war er mir aber deutlich zu sexistisch. Es macht echt keinen Spaß, bei jedem weiblichen Charakter ausführlich einen Blick in den tiefen Ausschnitt oder auf die wohlgeformten Beine in den hohen Pumps zu werfen. Oder, wenn sie mal nicht aufreizend gekleidet sind, sich vorzustellen, wie ihr Körper wohl in solchen Klamotten aussähe. Band 1 fand ich ok, Band 2 eher langweilig, Band 3 ließ dann am Ende ENDLICH so etwas wie eine serienübergreifende Handlung erkennen, weshalb man vermuten könnte, dass es ab jetzt interessant wird. Doch ich hab trotzdem erstmal genug davon. Ich habe aber schon von einigen Leuten gehört, man müsse genau jetzt unbedingt weiter lesen :D Mal schauen. Vielleicht als Hörbuch. Es wird gelesen von David Nathan, oder? ♥

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Dafür freue ich mich sehr auf die weiteren Bände von „Die magischen Städte“ von Daniel Abraham.
Zugegeben: Ich wollte den ersten Band schon nach den ersten Kapiteln abbrechen. Zusammenhanglos und uninteressant wirkte alles auf mich. Und diese ewige gestikulieren, ohne, dass die Gesten je näher beschrieben wurden. Puuh. Ich las nur weiter, weil ich den Andaten mochte und sowieso gerade nichts anderes zu tun hatte. Und bin sehr froh, dass ich es getan habe.
Ich würde die Reihe außergewöhnlich nennen. Die Art, wie die Erzählung aufgebaut ist, ist … gewagt :D Es dauert einfach (zu) lange, bis man sich aus den losen Brocken, die einem das erste Buchdrittel hinwirft, eine Geschichte oder wenigstens eine Prämisse stricken kann. Aber wenn sich dann endlich ein Bild abzeichnet – ich glaube, dann catcht es einen. Zumindest ging es mir so. Band 1 brauchte wirklich viel Zeit, um in Fahrt zu kommen. Die Charaktere wirkten auf mich erstmal alle nicht sonderlich interessant, die Umgebungen kalt und abstrakt. Die eigentliche Handlung spinnt sich beinahe unbemerkt zwischen dem, was die Charaktere erleben. Es dauert, bis man einen Blick auf das große Ganze werfen kann, doch letztendlich war genau dies das Warten wert. Ich mag die Geschichte, ich mag das asiatische Setting, und Maati und Intani sind auf ihre Weise echt liebenswerte Charaktere. Ich liebe es zu erleben, wie aus Nichtigkeiten und Nebensächlichkeiten Großes entspringt und bin sehr gespannt, wie sich das alles weiter entwickeln wird. Ist es nicht super, dass ich noch zwei Bände vor mir habe? =)

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Ein wunderbarer Einzelband war „Der Wald der verlorenen Schatten“ der Koreanerin Danbi Eo. Auch hier war der Einstieg nicht ganz einfach, aber da ich ja ein bisschen Erfahrung mit asiatischer Literatur habe, konnte ich über einige der anfänglichen Eigenheiten hinwegsehen. Wie häufig in koreanischen Serien oder auch in einigen Mangas, ist in dieser Geschichte auch manches sehr schlicht und oberflächlich erklärt, so simpel, dass es sich für mich nicht mehr realistisch anfühlt, sondern wie ein ziemlich billiges Konstrukt. „Ich brauche das GENAU SO für meine Geschichte, darum mache ich das nun einfach so, gebe mir aber keine Mühe, dies in eine nachvollziehbare Handlung oder Charakterentwicklung einzufügen.“ Mich nervt sowas idR. O:)
Aber wenn man es schafft, diese Gegebenheiten – ich nenne sie mal Plattitüden – mit nur sanftem Augenrollen als Grundkonzept der Geschichte zu akzeptieren, und sie so annimmt, wie sie sich darstellen, dann wird man im weiteren Verlauf mit einer wunderbaren, zarten und phantastischen Geschichte belohnt. Es gibt ein bisschen Liebe, ein bisschen Selbstfindung, ein bisschen Familiengeschichte, ein Hauch asiatische Mythologie und viele mystische Geheimnisse. Der Wald der verlorenen Schatten hat mich definitiv verzaubert! ^_^

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Bei den Mangas habe ich in diesem Jahr überwiegend Yaoi gelesen. Ich bin ja eigentlich keine große Leserin von Liebesgeschichten, sie sind mir oft einfach zu kitschig und stereotyp. Mangas schaffen es aber oft mit ihren Bildern, diese Geschichten so zart, ohne übertriebene Worte, dafür mit so viel Gefühl zu erzählen, dass sie mich dann doch berühren. Bei den meisten Hetero-Liebesgeschichten sind mir die Charaktere oft zu jung, doch dafür bieten die zarten Yaoigeschichten (bitte nichts, wo es knallhart zur Sache geht – das ist mir dann auch wieder too much – und vorallem too low an Handlung ;)) genau die richtige Mischung aus Gefühl, Sehnsucht und Traurigkeit. Eben das, was ich mag.
Am besten gefallen hat mir „I hear the sunspot“, eine Geschichte um einen Jungen, der langsam sein Gehör verliert und immer mehr auf Hilfe anderer angewiesen ist. Rein emotional fand ich „Heartbeat Again“, „Sayonara Game“, „Depth of Fields“ sowie den Kurzgeschichten-Band „Dann denk ich an Dich“ sehr gelungen. All diese Geschichten fühlten sich in ihrer Erzählart und der Charakterentwicklung sehr glaubwürdig an.
Eher gruselig fand ich „Ein Fremder am Stand“. Die Geschichte behauptet zwar, dass die Charaktere erwachsen sein wollen, für mich sahen sie jedoch aus, als wären sie keine 15 Jahre alt. Diese Optik in Verbindung mit den expliziten Sexszenen traf – um es vorsichtig auszudrücken – echt nicht mein Geschmack. *brrr*

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Was im nächsten Jahr auf meinem Lesestapel liegen wird, weiß ich noch nicht. Ich hoffe ja, dass ich viel Zeit am Schreibtisch verbringen werde, daher wäre eine ähnlich kurze Leseliste wie diese sogar zu begrüßen. Zumindest, wenn sie aus den richtigen Gründen so kurz ist. ;)
Vermutlich werde ich erst die „Magischen Städte“ beenden und danach entweder „The Expanse“ weiterlesen oder Robin Hobbs „Navare“ Reihe beginnen. Allerdings wartet auch „Die Spiegelreisende“ im Regal, es gibt neue Bände von den Sturmlicht-Chroniken und von Tad Williams neuer Osten Ard Reihe, habe ich bisher auch nicht mehr als das erste Buch gelesen. Es erscheint endlich ein vierter Wayfarer von Becky Chambers … Ihr seht – langweilig wird es in jedem Fall nicht werden.

Wie sieht es denn bei Euch aus? Was habt Ihr in 2021 gelesen, was könnt Ihr unbedingt empfehlen und auf welche Geschichten freut Ihr Euch besonders im nächsten Jahr? Erzählt doch mal!

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