Mal ehrlich, Mrs. Rowling…

Was unser abendliches Einschlaf-Hörerlebnis angeht, da sind wir absolut… äh, unkreativ: Harry Potter, immer wieder Harry Potter. Ganz selten mal die „Robotermärchen“, vielleicht „Schlimmes Ende“ oder irgendein 0815-Buch, aber spätestens dann bitte wieder Harry Potter.
Da das ganze auf insgesamt über 100 CDs kommt, kann man wohl trotzdem von Abwechslung sprechen, es dauert immerhin fast ein Jahr, ehe man einmal alles durchgehört hat und wieder von vorne anfangen kann.

In jedem Fall werde ich manchmal richtig nörgelig, während ich lausche und schon mehr als einmal hat es seinen Zweck verfehlt, ich habe grummelnd über Zusammenhänge nachgedacht, statt einfach einzuschlafen. Denn es gibt bei Harry Potter trotz der Schönheit und Komplexität des Potterversums, wenn mans so nennen kann, doch einige Punkte bei denen ich denke: Geht gar nicht! Ich gebe zu, vermutlich sollte ich diesen Anspruch nicht an ein Kinderbuch stellen, aber ich stelle ihn an alles, was ich so lese: Es muss hinterfragt werden können und der Hinterfragung auch standhalten. Das ist bei Harry P. leider nicht der Fall.

Z.B. das Veritaserum: In Band 4 erfahren wir vom Veritaserum. Dem Bösewicht wird das Gebräu eingeflößt und er berichtet wahrheitsgemäß, was er so verbrochen hat und wie und überhaupt. Aha. Wieso wird dieses tolle Zeug dann nicht im „Strafvollzug“ angewandt? Sirius Black wollte man im 3. Band gleich den Kuss des Dementors verpassen. Wieso nicht auch hier erstmal „fragen“? Achja, er war ja schon verurteilt. Gut, akzeptiert. Aber wieso hat man ihn dann damals gleich verurteilt und nicht erstmal kontrolliert, ob das, was man annimmt was passiert sei auch richtig ist? Achja, dann hätts ja nicht in die Geschichte gepasst.
*kopfschüttel* Geht gar nicht. Dann muss man sich halt etwas ausdenken, wofür man nicht die eigenen Regeln verbiegen muss…

Ähnlich bzw. noch viel schlimmer empfinde ich das Problem Band 4: Eigentlich ist der komplette vierte Band sinnlos! Das ganze Theater, der Feuerkelch, das Turnier, all das dient nur dem Band selbst, nicht jedoch der Gesamthandlung. Denn, wofür wurde all dies veranstaltet? Warum wurde Harry ins Turnier geschleust? Nur damit der falsche Moody Harry via Portschlüssel zu Voldemort locken konnte! Hm… Wie wärs mit einem „Hey Harry, komm doch mal bitte in mein Büro, oh, da steht eine Tasse Kakao, trink, wenn Du möchtest!“ gewesen? Klar, dann wäre das Buch etwas öde und viel dünner gewesen. Also muss man ihn ins Turnier schleusen, darauf achten, dass er alle Aufgaben löst, die anderen Mitstreiter als Marionetten missbrauchen… Ist ja auch das naheliegendste, hätte jeder so gemacht.. :roll: Die ganze Story von Band 4 einfach überflüssig. Das darf doch nicht passieren…

Wo wir gerade beim Feuerkelch sind… Als Harry seinen Besen via Aufrufezauber zu sich ruft, um das goldene Ei zu holen… Wäre ein „Accio, goldenes Ei!“ nicht viel… intelligenter gewesen? Dass man Dinge davor schützen kann aufgerufen zu werden, erfahren wir schließlich erst in Band 6…

Was mir auch nicht so ganz schmecken will: Mal funktioniert ein Portschlüssel wie am Anfang von Band 4 termingerichtet. Auf dem Wieselkopf treffen sich die Zauberer, die via Portschlüssel zur Quidditch WM reisen. Sie stehen dort, halten den Portschlüssel, warten auf den Zeitpunkt und… wupp, weg sind se.
Aber der bereits erwähnte Trimagische Pokal… Woher kann der gewusst haben, in welchem Moment er funktionieren soll? Gerade wo Ceddrik und Harry noch ewig davor stehen und darüber lamentieren, wer ihn denn nun anfassen darf? Der hat also „bei Berührung“ funktioniert.
Und dann in Band 7, als Harry aus dem Lingusterweg ausgeflogen wird, da sind die Portschlüssel wieder termingerichtet, man kann sie verpassen und dann kehren sie ohne die Reisenden in den Fuchsbau zurück… Dabei wäre gerade in diesem Fall ein Reiseweg, der bei Berührung funktioniert viel wichtiger gewesen!
Dass Dumbledore „mal eben“ einen Portschlüssel erschaffen kann, lasse ich einfach mal außen vor. Dass Dumbledore Dinge kann, die andere nicht können, das stelle ich gar nicht in Frage.
Trotzdem. Mal so, mal so? Das geeeht doch nicht!

Mich stört auch die fehlende Konstante in der Wertigkeit von Gold und Hauspunkten. Im ersten Band muss Harry 3 Galeonen!!! für einen Zauberstab bezahlen, der wichtigsten und hoffentlich einmaligen Anschaffung eines Zauberers. Eine Zeitung kostet ein paar Knuts, die viiiielen Süßigkeiten im Zug kosten ein Vermögen: ganze 11 Sickel!!!
In Band 2 haben die Weaselys in ihrem Verlies nur noch eine Galeone und ein paar Sickel liegen. Davon werden dann 5x sämtliche Lockheart-Werke gekauft, sowie neue Umhänge, Ginnys Erstausstattung für die Schule und alles, was die Kinder noch alles benötigen. Soweit sogut, so langsam hat man ein Gefühl für die Werte.
Warum kostet das Omniglas in Band 4, von dem Harry mal gönnerhaft gleich 3 kauft plötzlich 10 Galeonen? 30 Galeonen für ein Gimmik? Uff. 10 Zauberstäbe! Oder 15 mal teure Schulanfangskäufe von gleich fünf Schülern! Irgendwas stimmt doch da nicht.

Ebenso merkwürdig verhält es sich mit den Schulpunkten. Anfangs schnaubt man wütend, weil Snape Harry einen Punkt abzieht! Einen Punkt für gar nichts! Ein paar Bände weiter sinds dann schon 5, später gar 10 Punkte Abzug für nichts. Anfangs hat Hermine mal einen kleinen Punkt für eine tolle Antwort bekommen, später gibts dann teilweise für JEDE Antwort 3-5 Punkte…
Natürlich, das ist kein Weltuntergang, aber durch das Hin und Her habe ich mein Gefühl für die Werte in den Büchern verloren. :( Was wird schwer getadelt, was hoch gewertet und gelobt? Dafür ein Gefühl zu entwickeln klappt einfach nicht, wenn es ein willkürliches Auf und Ab gibt.

Genauso unkonstant zeigt sich die Weasly-Uhr: Mal hat sie 5 Zeiger, für jedes Familienmitgleid einen, der jeweils anzeigt, wo sich die jeweilige Person befindet. Schule, Arbeit, Unterwegs, in tödlicher Gefahr. Aber dann gibts da noch die Variante mit nur einem Zeiger, die sagt „Zeit für Tee“ und ähnliches.

Ich könnte stundenlang weiterlamentieren.
Bitte nicht falsch verstehen, ich steh total auf die HP Bücher. Kenne sie in und auswendig, liebe das Universum und seinen vielen kleinen Feinheiten. Und die Hörbücher, die mag ich fast noch mehr! Rufus Beck haucht den Figuren [Mr. Weasely! :love:] fast besseren Charakter ein, als man es aus den Büchern je herauslesen könnte… Die Filme mag ich nicht so, denen fehlt imho das ganze Flair der Geschichten, aber darum gehts hier nicht.
Ich finde einfach, sowas ist nicht nötig. Die Bücher sind so klasse, die haben sowas einfach nicht nötig. Klar, ein Bösewicht darf auch „nur böse“ sein, muss nicht zwingend ein echtes Motiv haben. Hat Voldi ja im Prinzip auch nicht, außer, dass er seinen Vater/Muggel hasst und „Macht“ will… Was will man eigentlich mit Macht? Das frag ich mich bei vielen Büchern/Filmen aufs neue? Schmeckt die besonders gut? Leuchtet die irgendwie besonders?

Naja, egal. Jedenfalls wollte ich das mal loswerden. Eine Geschichte muss für mich einen Sinn haben. Also, sie muss nicht unbedingt eine gaaaanz wichtige weltneuordnende Message beinhalten, sie darf auch einfach nur den Sinn haben zu unterhalten, aber sollte zumindest einer logischen Prüfung standhalten können. Und das klappt bei HP einfach nicht immer.

8 Gedanken zu „Mal ehrlich, Mrs. Rowling…“

  1. Gut, dass ich nicht die einzige bin, die sich über sowas Gedanken macht. Im Gegensatz zu dir überdenke ich aber alles mit dem Ziel es mir zu erklären und nicht um mich über die Ungereimtheiten anschließend zu ärgern :P

    Die Sache mit dem Varitaserum hab ich mich auch schon öfter gefragt. Gerade, wo ich doch so ein Sirius-Fan bin, da gehe ich regelmäßig die Wände hoch… an einer Stelle heisst es, man hätte nicht mehr gebraucht zur Wahrheitsfindung, weil es ein Dutzend Augenzeugen gegeben habe – vor allem Muggel. Darüber hinaus wusste Dumbledore, dass Sirius Geheimniswahrer ist (von dem Tausch wusste er natürlich nichts, er hat es ja nicht mal geahnt, er selbst ging ja davon aus, dass Sirius ein Todesser gewesen sein muss, wenn er die Potters verraten hat) und wir haben ja die geschickte Aussage von Wurmschwanz („Oh Sirius! Wie konntest du nur! James und Lilly!“ (oder so ähnlich)). Dazu noch der abgeschnippelte Finger und weiter keine Spur von Wurmschwanz. Ach, und natürlich, dass Wurmschwanz nie die Leuchte gewesen ist. Man hat ihm sicherlich keinen so großen Mord zugetraut. Außerdem braucht der Trank soweit ich mich erinnere 6 Monate zum Reifen. Und na ja.. wie du schon sagst, er war schon verurteilt. Er hat soundsoviele Leute getötet, er galt als rechte Hand von Voldemort und überhaupt. Ich hätte es seltsam gefunden, wenn sie ihn verhört hätten. Da wird einfach kurzer Prozess (also gar keiner) gemacht.

    Was den 4. Band betrifft, so hab ich das so erklärt (ich hab mich das ja auch schon alles gefragt, wie gesagt), dass der Punkt an der Sache war, dass man auf Hogwarts weder Apparieren noch Portschlüssel benutzen kann. Für das Tunier wurden Bereiche aufgehoben – oder war das Feld nicht sogar außerhalb? – jedenfalls konnte es nur im Rahmen des Tuniers einen Portschlüssel geben, der funktioniert.
    Aber du hast schon Recht, sehr schlüssig ist das Ganze nicht. Aber ich rede mir ein, es wäre so. Da liest sich das Buch viel besser 

    Oh. Aber Voldemorts „Motiv“ finde ich absolut wasserdicht. Macht. Macht ist und bleibt immer Motiv. Dass du an „Macht“ nichts findest, spricht nur für deinen Charakter, liebe Mi. Aber da in den letzten Bänden wirklich hervorragend auf Voldemorts Gedankenstrukturen und so was eingegangen wird, finde ich das alles sehr logisch. Dieses Sammeln von Trophäen z.B. – fantastisch. Überhaupt finde ich es – für ein Kinderbuch – erstaunlich logisch. Für SO viele Seiten und so viel Story, sind die paar Holpersteinchen (Punkte/Preise und so was) zu verschmerzen, finde ich. Mir ist jedenfalls all diese Stimmigkeiten, diese kleinen Hinweise in den früheren Bänden, die letztendlich noch entscheidend sind am Ende.. ach.. dieses grundlegende hervorragende Konzept ist viel präsenter bei mir.
    Schade, dass dir die Holprer den Hörspaß verdorben haben.

  2. Hach, noch jemand *knuffel* :D
    Hab ich mich blöd ausgedrückt? Voldis Motiv finde ich okay! Man ists ja gewohnt, dass das Streben nach Macht ein Motiv ist, und das reicht mir auch für die Geschichte! Ich hätte gern etwas „tiefsinnigeres“ [am liebsten sind mir Geschichten in denen es kein „Böse“ gibt, in denen“ das Böse“ nur seine eigene, wenn auch nicht unbedingt korrekte aber auch nachvollziehbare Sichtweise hat], aber „Macht“ reicht, daran ist nichts unlogisches!

    Was den Portschlüssel vom falschen Moody angeht… okay, Du hast recht, innerhalb des Schlosses wäre das wohl nicht gegangen. Aber z.B. in Hogsmeade? Ich finde einfach, es hätte sich VIEL leichter eine andere Möglichkeit finden lassen, als eine derart unsichere und aufwendige Angelegenheit daraus zu machen. Aber es gab halt Seiten zu füllen ;)

    Und auch wenn Veritaserum Zeit zum reifen braucht… Dass Umbridge deshalb in 5 keine zweite Flasche bekommen konnte kan ich verstehen, aber im Strafvollzug sollte es nicht zuviel verlangt sein, immer ein Fläschchen davon parat zu haben ;) Ich find das einfach nicht logisch, ganz und gar nicht. Man hätte zumindest erwähnen können, dass das Serum erst vor 5 Jahren erfunden wurde oder so *g*

  3. Ah ok, dann hab ich dich beim Motiv falsch verstanden. Sorry.
    Oh ja, das stimmt. Das sind mir auch die liebsten „Bösen“. Da gibt es einen Manga, in dem das so offensichtlich ist. Den liebe ich in erster Linie genau deswegen (An der Stelle meine ich übrigens X.)

    Ja, ich weiß, was du meinst. Natürlich. Man muss ja nur die „Grenze“ erreichen und schon kann man apparieren (so ist ja Snape recht flott entkommen am Ende von Band 6 und es gibt noch hundert andre Beispiele, dass es eben nur nicht auf dem unmittelbaren Gelände von Hogwarts geht, ein Stück dahinter aber sehr wohl und Hogsmeade ja sowieso).
    Ich hab erst kürzlich alle Bände noch mal durchgelesen – bis auf Band 2 und 4. Band 2, weil ich den jetzt nicht sooooooo wichtig finde und Band 4, weil den immer noch meine Mutter liest (seit 4 Jahren oder so…). Aber ich glaaaaaaaube mich zu erinnern, dass dem falschen Moody diese Fragen am Ende gestellt werden. Auch, warum er Harry nicht einfach getötet hat (klar, der Lord wollte sein Blut und ihn selbst umbringen). Mir schien das damals schlüssig, aber es ist auch schon ne Weile her. Vielleicht hab ichs verdrängt ;)

    Sagen wirs mal so, ich habe mich auch gefragt, warum das nicht eingesetzt wird. Im Strafvollzug meine ich. Könnte ja durchaus einfach als Standard dienen? Ne befriedigende Antwort gibts da für mich erst mal auch nicht, aber beim Veritaserum im speziellen Fall Black finde ich es „nachvollziehbar“. Als Voldemort verschwand, war man bemüht die Todesser möglichst schnell nach Askaban zu verfrachten. Ich glaube einfach, dass es da keinen großen Platz für echte „Verfahren“ gab. Im 4. Band gibts ja ein paar Einblicke in die damaligen Verfahren, als Barty Crouch die geleitet hat. Du weisst ja, wie er drauf war. Er hat Todesser ja mehr als offensichtlich verabscheut und ich glaube, dass er sich da insbesondere keine Mühe gemacht hätte „die Wahrheit“ herauszufinden. Obwohl es sicher klug gewesen wäre, wenn man bedenkt, wie viele Todesser sich vor Askaban drücken konnten.. ach ja, ich versteh schon was du meinst, ja.
    Aber ich pick mir lieber die schönen, runden, harmonischsten Erklärungen raus, dann trübt sich da nix ;)

  4. Aber im 4. Teil muss doch der arme Edw- nein, ROBERT PATTINSON sterbeeeeeen! *lach*
    Dafür is das Buch gemacht!
    Wie, da war der noch nicht so berühmt? Nuja, dann hmm weil erm. Weil in einem Zaubererbuch mal Drachen vorkommen mussten? :)

  5. Ich musste jetzt wirklich googeln, um herauszfinden wer Robert Pattinson ist *lach* Ich muss passen, ich hab Twilight weder gelesen noch gesehen… :oops:

    Und ein Drache kam schon im ersten Band vor! :D

  6. aber keine shpinx. :)

    also echt mal, werte mi. du hast nachholbedarf. (aber ich muss zugeben, dass ich 3x nachgesehen habe, dass das der gleiche schauspieler war.. und der name hat mir sowieso nix gesagt)

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