Obwohl die Zeit natürlich einfach weiter läuft, wenn ein Jahr zu Ende geht und ein neues beginnt, fühlt sich das Jahresende für mich dennoch immer nach einem Abschluss an. Ein Kapitel schließt sich, auf einer neuen Seite geht die Geschichte weiter. Ich mag es, mich selbst zur Ruhe zu zwingen und darüber nachzudenken, was war, was ich erlebt habe, was mich beschäftigt hat. Und egal wie albern es erscheint – was könnte sich dafür besser eignen, als das Jahres-Rückblicks-Stöckchen? Das ich in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal ausfülle. Wie die Zeit vergeht…
1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
Es wäre unfair, jetzt „3“ zu sagen. Es gab sovieles, was wirklich toll war. Kann ich nicht genau das tun, was ich möchte? Habe ich kein schönes Zuhause und eine großartige Familie? Habe ich nicht viele nette Menschen kennengelernt? Sind wir nicht gesund und haben – abgesehen von unseren persönlichen Wehwehchen – nicht alles, was wir uns wünschen könnten?
Und doch… Ich bin schrecklich unzufrieden, vor allem mit mir selbst. Ich habe mir viel vorgenommen, doch geworden ist nicht daraus.
„Du musst Dir andere Prioritäten setzen“, höre ich laufend. Aber wie könnte ich mein Schreiben über das Kind stellen? Wie? Sohni wird älter, nicht mehr lange, und er braucht mich sowieso nicht mehr, wenn es soweit ist, kann ich noch immer meinen Kram erledigen. Momentan geht er einfach vor. Wie könnte ich das Schreiben über meine Gesundheit stellen? Ich habe auch nicht immer Lust zig Stunden die Wochen mit Sport zu verbringen. Aber ich weiß jetzt, was passiert, täte ich das nicht. Genausowenig kann ich einfach meinen Job hinschmeißen oder beschließen, ohne Schlaf auszukommen. Ich habe nur 18 Stunden am Tag. Und einige davon bin ich einfach erledigt und müde. Und das möchte ich auch sein dürfen, ohne mir einreden lassen zu müssen, dass ich dann doch selbst schuld bin, weil ich meine Prioritäten falsch setze. Und obwohl es mir oberflächlich betrachtet wirklich gut geht – tief in mir sitzt eine kleine Schreiberseele, die um Hilfe schreit. Aber was genau ich anders machen könnte… ich weiß es nicht. Daher muss ich mich damit abfinden, dass in diesem Jahr vieles nicht so gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Das Leben ist nicht immer planbar…
Doch wenn ich meine Enttäuschung über mich zurückstelle und versuche, ein bisschen Objektivität in meine Sicht zu bekommen, dann hat das Jahr bestimmt eine 6 verdient. Wie schon gesagt – es geht uns gut. Ich habe wieder mehr Freiheiten als noch vor Jahren, als das Kind noch kleiner war. Ich kann wieder ausgehen, bin in diesem Jahr oft abends mit Freunden und Kollegen unterwegs gewesen. Ich hatte soviele Lesungen wie noch nie und habe immer viel positives Feedback bekommen. Ich habe einen Verlag für meine Kurzgeschichtensammlung gefunden, und auch, wenn wir am Ende doch nicht zusammenkamen, hat mir allein dieser Vertrauensbeweis Mut gemacht. Mut, auf „den Richtigen (Verlag)“ zu warten, bei dem ich ohne Bauchschmerzen unterschreiben kann.
Ich sollte kann mich wirklich nicht beklagen.
2. Zugenommen oder abgenommen?
Zugenommen. Verdammte Hacke. Seit ich der Arthrose wegen im Sommer schon wieder mit dem Taekwondo aufhören musste und der Arzt mir (mal wieder) Schwimmen empfohlen hat (wenn das mit der Chlor-Allergie nur nicht wäre…) kann ich quasi täglich zusehen, wie ich mehr werde. Mein Stoffwechsel ist ein Arschloch. Immerhin weiß ich jetzt, dass ich bei 1700 kcal/Tag LowCarb-Ernährung und 3-5x die Woche Sport mein Gewicht halten kann. Um welches zu verlieren, müsste ich also entweder aufhören zu essen oder im Fitnessstudio einziehen. Ich überlege, ob ich mittlerweile alt genug bin, dass es mir egal ist. Klappt in der Regel nur so lange, bis ich mich auf Fotos sehe -.-
3. Haare länger oder kürzer?
Kürzer. Mutti sagte beim letzten Schnitt plötzlich „Ups…“ -.-
4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Diese Lichtempfindlichkeit nervt…
5. Mehr Kohle oder weniger?
Gleichbleibend.
6. Besseren Job oder schlechteren?
Obwohl ich meine Arbeit liebe und es großartig ist, quasi eine eigene Bibliothek für sich zu haben, in der man bestandstechnisch wirklich etwas bewirken kann, war ich in diesem Jahr auch sehr genervt. Wenns im Kollegium hakt, ist das nicht gut… Mein Stresspegel war in diesem Jahr enorm hoch und daran MUSS sich etwas ändern. Noch so ein Jahr mache ich nicht mit!
7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Viel.
8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
Einsicht. Ich kann nicht alles schaffen.
9. Mehr bewegt oder weniger?
Manchmal hat man das Gefühl, es bewegt sich alles rückwärts…
10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Glaube zwar nicht, dass es stimmt, aber gefühlt hatte ich gar nichts, wenn man von den kranken Knochen absieht und der Tatsache, dass ich mich in den Sommerferien wie 100 gefühlt habe, da meinen Knien jeder Schritt weh tat. Hat nicht mal wer gesagt, viel Sport in der Jugend wäre gesund? Dass ich nicht lache… Ansonsten fühlte ich mich viel gestresst und gehetzt… Aber das geht vorbei. Hoffe ich.
11. Davon war für Dich die Schlimmste?
Der Knochenscheiß.
12. Der hirnrissigste Plan?
Den Roman fertig schreiben… Wenns nicht so traurig wäre, würde ich noch immer lachen.
13. Der größte Schreck?
Anne.
14. Die teuerste Anschaffung?
Keine Ahnung. Die FF15 Super Mega Ultra Edition?
15. Das leckerste Essen?
Nach 2 Jahren Dauer-Diät vermutlich der erste Kinderriegel ;)
16. Das beeindruckendste Buch?
Hier muss ich passen. Ich habe gelesen, ja. Aber beeindruckend fand ich in diesem Jahr leider nichts. Am ehesten noch „Der Wolkenatlas“. Aber im nächsten Jahr kommt die Fortsetzung von Osten Ard, dann hab ich hoffentlich etwas, um es hier hinzuschreiben. ^^
17. Der ergreifendste Film?
Ich dachte ja, hier würde Rogue One stehen. Aber Arrival war einfach der Hammer ♥
18. Die beste CD?
Hm. Der Legion-OST? Wobei der von FF15 auch schön ist =)
19. Das schönste Konzert?
Wonirgends gewesen… Aber wir hatten diverse tolle Musiker auf unseren Lesungen =)
20. Die meiste Zeit verbracht mit?
Tausend Dingen, die mit dem Kind zu tun hatten. (Das lass ich so stehen…!)
21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Ich muss diesmal wirklich intensiv darüber nachdenken, was in diesem Jahr besonders schön gewesen sein könnte. Mir fällt nichts ein. Was sehr traurig ist. Die Abende, die ich mit Kollegen auf einen Kaffee (bzw. 5-6 Tees) draußen war, die haben mir sehr gut getan. Und immer wieder diese eine, ganz besondere Stunde nach einer Lesung, in der ich es fast schaffe, zu glauben, was man mir sagt. Ja, ich glaube, das sind die Momente, die mich in diesem Jahr am Leben gehalten haben. =)
22. 2016 zum ersten Mal getan?
– einen Verlagsvertrag für ein eigenes Buch erhalten
– einen Verlagsvertrag für ein eigenes Buch nicht unterschrieben
23. 2016 nach langer Zeit wieder getan?
– wieder mit Taekwondo angefangen
– wieder mit Taekwondo aufgehört
– einen Final Fantasy Teil durchgespielt
– alles in Frage gestellt
24. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
– den Stress in der Arbeit
– die Nachrichten
– diese Menschen, deren Horizont einem Kreis mit Radius 0 entspricht…
25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Ich sollte langsam anfangen, mich selbst von gewissen Dingen zu überzeugen…
26. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Lob und Zuspruch für meinen Schreibkram durch Leser, Zuhörer und KollegInnen. Dankeschön! Ohne Euch hätte ich schon längst alles hingeschmissen!
27. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Du brauchst gar keinen Bonus.“
28. Dein Wort des Jahres?
Sehnsucht. Eins der schönsten Worte überhaupt.
29. Dein Unwort des Jahres?
Obergrenze. Nur ein besorgter Bürger. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Verdammte Scheiße, ich wünsche eigentlich niemandem etwas Schlechtes, aber wer verfolgten, vertriebenen oder geflohenen Menschen mit Hass und Ablehnung begegnet, dem wünsche ich genau eine solche Situation. Aber vermutlich wäre das dann GANZ etwas anderes…
30. Zum Vergleich: Verlinke Dein Stöckchem von vorigem Jahr!
Jahres-Rückblicks-Stöckchen 2015
Das klingt nun ziemlich jammerig, oder? Ja, mein Optimismus kommt mir zeitweise abhanden, aber ich bemühe mich, ihn nicht zu vergessen. Ich stelle gerade sovieles in Frage und weiß auf zuvieles keine Antwort. Aber ich weiß, es geht weiter. Und ich weiß, vieles liegt auch einfach an mir. Daher wünsche ich uns allen trotzdem – oder gerade deshalb – nur das Beste für das kommende Jahr. Normalerweise würde ich sagen, „es kann nur besser werden“, aber ich möchte das kommende Jahr nicht provozieren, sich so richtig ins Zeug zu legen.
In diesem Sinne: Alles Liebe Euch allen! Und danke für die Momente, in denen Ihr mich begleitet habt und es geschafft habt, mich zum Lachen zu bringen =) ♥