Ein kurzer Blick in meinen Eintrag vom letzten Jahr zeigt: Ich habe nichts von dem gelesen, was ich ursprünglich in 2022 hatte lesen wollen. Schlimm? Nein. Hier steht ein winzig kleiner (*hust*) SuB von rund 300 Büchern, die darauf warten, gelesen zu werden, und ich freue mich auf jedes einzelne davon. Aber wenn es daran geht, das Nächste aus dem Stapel zu wählen, entscheidet immer der Bauch. Und die Lesestimmung ist in diesem Moment halt nicht unbedingt die, in der ich mich am vorhergehenden Jahresende wähnte. Also – nicht das, was ich annahm, – aber gelesen habe ich. Und obwohl es mir wenig vorkam, ist die Liste nun doch ganz gut gefüllt.
Das Gros meiner gelesenen Titel in 2022 waren Mangas. Bei den Büchern tummeln sich einige ReReads in der Liste, meist Wohlfühlbücher, in die ich mich stürze, wenn die Welt schlecht und grausam ist. Und das war sie in diesem Jahr gar nicht so selten.
Mein Foto ist leider wieder nicht 100%ig repräsentativ. Seit ich dazu übergegangen bin, Bücher gleich weiterzugeben, wenn ich sicher bin, dass ich sie kein zweites Mal lesen werde, fehlen am Jahresende immer einige. Diesmal zB die Mistborn-Trilogie, dafür habe ich einfach Elantris als Sanderson-Platzhalter dazugelegt, auch wenn ich das Buch bereits im letzten Jahr gelesen habe. Oder im Vorletzten? Egal, es kommt so oder so nicht darauf an. ^^‘
Mein Lesejahr 2022:
Romane:
01. Daniel Abraham – Winter des Verrats (Die magischen Städte Bd2) ****
02. Brandon Sanderson – Kinder des Nebels (Mistborn 1) ****
03. Tad Williams – Der Drachenbeinthron (Das Verhängnis der Schwerter Bd1) (Re-Read) *****
04-13. Ursula Isbel – Reiterhof Dreililien 1-10 (Re-Read) ****
14. Brandon Sanderson – Krieger des Feuers (Mistborn 2) ****
15. Anne Lamott – Bird by Bird *****
16. Brandon Sanderson – Herrscher des Lichts (Mistborn 3) ****
17. Lafcadio Hearn – Geistergeschichten aus Japan ****
18. Johan Egerkrans – Drachen *****
19. Astrid Lindgren – Mio, mein Mio (Re-Read) *****
20. Ursula K. Leguin – Erdsee (halber Re-Read) *****
21. Christian Handel – Rowan & Ash ***
22. Sarah Sprinz – In unserem Universum sind wir unendlich ****
23. Kevin Hearne – Gehetzt (Chronik des eisernen Duiden 1) **
24. William Gibson – Neuromancer (Re-Read) ***
25. Final Fantasy XIV – Chroniken des Lichts ***
26. Robin Hobb – Die Schamanenbrücke (abgebrochen)
27. Michael J. Sullivan – Rebellion (The First Empire 1) ****(*)
28. Michael J. Sullivan – Zeitenfeuer (The First Empire 2) (noch nicht beendet)
Manga:
02. Yuu Minaduki – Love Nest 1-2 **
06. Saki Aida & Yuh Takashina – Deadlock 1-4 *****
08. Yohan & Zhena – Neunzehn, einundzwanzig 1-2 ***
11. Miaki Sugaru & Yuuki Hotate – Parasite in Love 1-3 ***
13. Yoro Sumino – Sakura – I want to eat your pancreas 1-2 ****
17. Chugong – Solo leveling 1-4 *****
22. Kemeko Tokoro – Der Klang meines Herzens 1-5 **
23. Misu Umeda – Die Stadt in Deinen Farben ****
24. Edako Mofumofu – There are Things I can´t tell you ****
26. Makoto Shinkai – 5cm per second 1-2 *****
27. Shoko Hidaka – Not enough Time ***
28. Shoko Hidaka – Restart ***
29. Shoko Hidaka – Signal **
30. Shoko Hidaka – After a Storm ****
31. Shoko Hidaka – Geliebter Freund *
32. Shoko Hidaka – Zweite erste Liebe ****
33. Natsuki Kizu – Links ****
35. Rou Nishimoto – Two Sides of the same Coin 1-2 **
37. Tohru Tagura – Koimonogatari 1-2 ****
39. Cocomi – Heimkehren & neu anfangen. Neu anfangen & glücklich sein ****(*)
41. Kai Asou – (B)Romance 1-2 **
46. Shoko Hidaka – Hidden FLower 1-5 *****
48. Kazumi Ohya – After School Dates / Re 1-2 **
54. Natsuki Kizu – Given 1-6 ****
58. Naoki Urasawa – Monster 1-4 *****
60. Syaku – Im Fluss der Zeit 1-2 *****
61. TogaQ – In these Words 4 *****
63. Enjo – Forest of Rabbits 1-2 **
66. Hinako – Blue Lust 1-3 ****
74. Abe Miyuki – Super Lovers 1-8 ***
76. Anna Backhausen & Sophie Schönhammer – Sternensammler 1-2 ****
77. Rise Torio – Santa Maria Heartland **
78. Ku Yoneda – No touching at all *****
80. Syaku – Die Natur einer reinen Seele 1-2 ****
81. Chise Ogawa – Eine Geschichte von unendlicher Traurigkeit ***
84. Rihito Takarai – Only the flower knows 1-3 ****
85. Rihito Takarai – Capital of the Flowers ****
86. Tomo Kurahashi – Sick ****
87. CTK – On Doorstep ***
92. Nori Yamada – Der Weg von Sonne und Wind 1-5 *****
93. Kamome Hamada – Zu schön um wahr zu sein ***
94. Dentou Hayane – See you later, Mermaid *****
101. Natsuki Kizu – Given 1-7 (Re-Read+) ****
102. Fuuko Minami / Takiba – Light of my Life ***
Ein absolutes Lese-Highlight war in diesem Jahr wieder nicht dabei. In grafischer Hinsicht sind die „Geistergeschichten aus Japan“, „Drachen“ sowie die „Mio, mein Mio“ Ausgabe mit den Zeichnungen von Johan Egerkrans natürlich eine Wucht.
Abgesehen vom Re-Read des Drachenbeinthrons trifft inhaltlich wohl die First Empire Reihe von Michael J. Sullivan am ehesten meinen Geschmack. Auch wenn sie manchmal ziemlich einfach gestrickt ist, lese ich sie bisher sehr gern. Mir gefällt die Sprache, ich mag die meisten Charaktere und die Geschichte birgt genügend Geheimnisse, die ich gern ergründen möchte. Zu spät habe ich gesehen, dass die Reihe ein Prequel zu einer früher erschienenen Reihe ist, und ich hier vielleicht Dinge erfahre, deren Sinn sich mir noch nicht ganz erschließen kann, aber es ist egal. Bisher gefallen mir die Bücher sehr und ich freue mich auf das, was danach kommt.
Einsehen muss ich, dass Brandon Sanderson und ich nicht sooo 100% kompatibel sind. Ich mag seine Bücher. Mir gefielen bisher alle, die ich gelesen habe. Aber ich liebe sie nicht. Ich mag die Welt, natürlich, den Aufbau der komplexen Magiesysteme. Aber abgesehen von Kaladin und Dalinar begegneten mir bisher keine Charaktere in seinen Geschichten, die ich uneingeschränkt mochte. Ich bin ein emotionaler Leser. Ich muss nicht unbedingt alles sehen oder bis ins Detail erklärt bekommen, aber ich möchte alles erspüren. Irgendwie fehlte mir hier zu oft etwas, um es für mich zu einem wahren Schatz zu machen. Aber wenn alles Leseschätze wären, wärs ja auch langweilig. ^^
Wirklich enttäuscht war ich von der Chronik des eisernen Druiden. Ich fühlte mich sehr, sehr an Harry Dresden erinnert. Die gleiche sexistische Kackscheiße. Mal ehrlich. Das Ding hat Humor, einen interessanten Bezug zur Mythologie, ich kann nicht mal sagen, dass ich Atticus und Oberon nicht mag. Aber dass alle Frauen immer rumsäuseln, sich ihm jede an den Hals wirft oder er mit ihr rummachen will, und Oberon dann noch seinen Pudelharem bekommt … muss das sein? Davon abgesehen war mir das Ganze zu viel Konstrukt mit einem viel zu starken Helden. Wie hieß noch die männliche Mary Sue?
Ein bisschen erschrocken hat mich mein Re-Read des Neuromancers. Daaaaamals, als ich noch jung war, hat mich das Buch fasziniert. Heute habe ich festgestellt, dass ich mich
a) inhaltlich an kaum noch etwas erinnern kann und
b) obwohl ich es als spannend und großartig in Erinnerung hatte, heute gar nicht mehr wirklich rein komme. Wegen anhaltender Ermüdungserscheinungen beim Lesen bin ich schließlich aufs Hörbuch umgestiegen. Und hatte von da an das Gefühl, noch weniger mitzukommen. Immerhin ging es dem Schatz genauso.
Eine seltsame Leseerfahrung.
Abgebrochen habe ich Robin Hobbs „Schamanenbrücke“, allerdings nicht, weil mir das Buch nicht gefallen hätte. Ich weiß gar nicht, was erst dazwischen kam, in jedem Fall hatte ich nach einer Weile einfach Lust auf etwas anderes. Aber ich werde dahin zurückkehren, denn die ersten 200 Seiten haben mir gut gefallen.
Herausheben möchte ich auch „Bird by Bird“, eine Art Lebensratgeber für Autor*innen von Anne Lamott. Schreibratgeber habe ich schon viele gelesen und abgesehen von Kings „Das Leben und das Schreiben“, war bisher wenig dabei, was mir zugesagt hat. Wiedergefunden und verstanden fühlte ich mich von keinem. Das ist in „Bird by Bird“ anders. Hier schreibt jemand, der dieses Gefühl des andauernden Versagens und des Nicht- gut- genug-Seins kennt. Der weiß, wie schwer es manchmal ist, nur ein einzelnes Wort zu Papier zu bringen, auch wenn einem alle anderen sagen „mach doch einfach“. Das Buch erlaubt mir, so zu schreiben, wie ich es tue. Nicht, dass ich je eine Erlaubnis gebraucht hätte, aber … die Welt gibt einem so oft das Gefühl „falsch“ zu sein, wenn man nicht nach Schema F funktioniert …. Dieses Buch war das Erste, das mir zugesteht, auch dann eine Autorin zu sein, wenn ich nicht jeden Tag zigtausende Wörter in die Tastatur hämmere. Und ich danke der Autorin dafür.
Zu den BL-Mangas habe ich im letzten Jahr schon etwas geschrieben: Ich mag sie für ihre meist außergewöhnlichen und emotionalen Geschichten mit einer gehörigen Portion Drama. Dabei kann ich gut auf jegliche expliziten Darstellungen verzichten. Es macht mich sogar eher wütend, wenn eine gute Geschichte in einer „Pflicht-Sex-Szene“ endet. Von den Geschichten, in denen Sex das Hauptmotiv ist, brauchen wir gar nicht zu reden. Aber vermutlich bin ich halt nicht wirklich Teil der Zielgruppe.
In diesem Jahr ist mir wieder verstärkt aufgefallen, dass ich viele der Geschichten, die dort erzählt werden, ziemlich problematisch finde. (Einer der Hauptgründe, weshalb ich keine Romance lese.) Es fing an mit den älteren Titeln aus Shoko Hidakas Werk. Im Grunde starten die meisten Beziehungen dort mit einem „Du willst es doch auch“. Wenn man einen der beiden Männer durch eine Frau ersetzen würde, wäre das Geschrei groß. (Oder nicht?) Aber hier wird purer Missbrauch ausgelebt, der am Ende mit Liebe entschuldigt wird, und „dass man sich halt nie getraut hat, was zu sagen“. – Na, was ein Glück, dass der Missbrauchte die andere Person auch liebte und es deshalb zugelassen hat, weil er sich nicht getraut hat, sich zu wehren, um nicht zu missfallen … *örks* Ganz ehrlich? Was soll das? Wird das besser, nur weil es in der Story um Männer und nicht um ein Heteropärchen geht? Ich finde es echt schlimm.
Auch dass jede Liebesbekundung gleich durch Sex besiegelt werden muss, jeder Kuss bedeutet, dass es zum Sex kommt. Rly?
Dazu kommen dann noch sexistische Sprüche wie „Wir sind doch keine Weiber“, wenn einer der beiden Partner dem anderen zu anhänglich ist. Oder „Frauen tratschen halt“. Wtf?
Ich meine, wir wissen ja alle, dass (viele) Liebesromane auf toxische Beziehungsmuster setzen, aber hier ist es mir wirklich massiv aufgefallen. Machtgefälle, Altersgefälle, körperliche Dominanz. Emotionale Abhängigkeit … uff. Schwierig, schwierig, schwierig.
Aber es geht auch anders:
„Koimonogatari“ z.B. ist eine wunderbar ruhige Coming of Age Erzählung in (bisher) zwei Bänden. Sie befasst sich mit Mobbing, Coming Out und Outing, dem Erkunden und Verstehen der eigenen Gefühle.
„Heimkehren & neu anfangen. Neu anfangen & glücklich sein.“ war für mich eine absolute Wohlfühlgeschichte. Im Grunde ist sie seicht und oberflächlich, sie hat nicht viel zu sagen, aber sie gab mir ein rundum wohliges Gefühl. Ich fühlte mich von ihr umarmt und aufgefangen. ♥
„Hidden Flower“ hat mir bewiesen, dass auch Shoko Hidaka anders kann. Ich hatte schon bereut, mir so viele Ihrer Bücher gekauft zu haben, doch als ich den ersten Band der Reihe gelesen hatte, war ich doch sehr froh darum. Diese Geschichte ist völlig anders, als die Einzelbände. Sie gibt der Beziehung Zeit, lässt die Menschen einander kennenlernen, gibt Ihnen Hintergrund und Welt und ist dabei zu keiner Zeit platt oder unangenehm. Ganz wunderbar.
Ein absoluter Favorit wurde für mich „Im Fluss der Zeit„. Ich wollte den Manga schon ungelesen weglegen, weil ich die Zeichnungen nicht so ansprechend fand. Aber als ich es dann doch gelesen habe, war ich hin und weg. Die Geschichte steckt so voll tiefer Emotion, Traurigkeit und Einsamkeit, lässt aber immer wieder die Hoffnung auf Besserung aufflackern. Ich habe Rotz & Wasser geheult.
Mein liebster Nicht-BL-Manga war „Solo Leveling„. Ich hatte vor ein paar Monaten schon darüber geschrieben und kann mich nur wiederholen: Diese vollfarbige Action-Reihe ist so unfassbar gut aufgebaut, dass sie trotz der anfänglich simpel wirkenden Handlung die Spannung bisher komplett halten kann. Die Reihe macht mir unfassbar viel Spaß, die Charaktere sind toll, die Abgründe gigantisch. Hach ^^ Ich freue mich auf die nächsten Bände – und die angekündigte Anime-Umsetzung!
Und im nächsten Jahr? Wie eingangs erwähnt, ist es schwer, das heute zu entscheiden. Bisher denke ich, dass ich First Empire beenden und dann auch die beiden anderen Reihen aus dem gleichen Universum lesen möchte. Auch der vierte Wayfarer Band von Becky Chambers liegt noch ungelesen hier. Es sind nach wie vor zwei Bände der Magischen Städte offen, The Expanse und Navare wollen weitergelesen werden ….
Ich werde sehen, was kommt.
Könnt Ihr mir was empfehlen? :)