„Wenn wir heute einen Film sehen, dann werd ich schnell einschlafen!“ sagte der Schatz gestern abend. Ich denke es ist bezeichnend, dass er es nicht tat, obwohl „Tideland“ in seinen 2 Stunden Spieldauer eigentlich keinerlei Action und gleichzeitig wenig Handlung bietet, sondern teilweise lediglich mit schlichten, oft inhaltsleeren Monologen des Hauptcharakters mit ihren Puppen daher kommt…
Terry Gilliams „Tideland“ erzählt die Geschichte der zehnjährigen Jeliza Rose [Jodelle Ferland], die nach dem Drogentod ihrer Mutter gemeinsam mit ihrem Vater Noah [Jeff Bridges], einem heroinabhängigen Altrocker, in dessen Heimat fährt.
Statt auf eine liebende Oma, trifft sie hier eine verlassene, heruntergekommene Farm an, in der sich ihr Vater den goldenen Schuss setzt, und Jeliza Rose mit sich selbst zurücklässt…
Statt zu verzweifeln zieht sich Jeliza Rose in eine Fantasiewelt zurück. Sie erforscht das Haus, spielt mit ihren Freunden – vier abgetrennten Puppenköpfen – in der Umgebung, und kommt abends nach Hause, um sich zu ihrem Vater zu kuscheln und ihm zu erzählen, was sie so erlebt und entdeckt hat.
Sie macht die Bekanntschaft der verrückten Dell und deren geistig zurückgebliebendem Bruder Dickens, mit dem sie sich anfreundet und auf „Monsterhai“ Jagd geht…
„Tideland“ erzählt Jeliza Roses Erlebnisse in bunten, üppigen Bildern, die optisch weder gruselig noch eklig sind. Was sie allerdings zeigen, erscheint dem wissenden Erwachsenen morbide und grausam, da uns die naive Unschuld, mit der das Mädchen die Welt wahrnimmt einfach fehlt.
Abstoßend, ihr gleich zu Anfang dabei zusehen zu müssen, wie sie ihrem Vater ohne mit der Wimper zu zucken routiniert sein Heroin zubereitet.
Eklig, wie sie Noahs Leiche mit Erdnussbutter füttert und traurig auf dessen Appetitlosigkeit reagiert.
Schrecklich, die anscheinend harmlosen Andeutungen von Sexualität in Jelizas Beziehung zu Dickens zu beobachten.
Doch die Grausamkeit entsteht allein durch unser Wissen, gezeigt wird lediglich ein Mädchen, dass dem Papa beim Träumen hilft, sich um ihn kümmert, oder mit einem Freund „Küssen“ spielt. Die ganze Ernsthaftigkeit dahinter entsteht im Kopf, und das ist es, was „Tideland“ ausmacht.
Das Geschehen plätschert scheinbar ziellos dahin, spannende Momente erhofft man sich vergebens, dadurch wirkt alles gegen Ende ein bisschen zu lang. Trotzdem fesselt der Film, ist gleichermaßen faszinierend wie verstörend und beinahe so düster wie ein Tim Burton [allerdings ohne Romantik…].
Mein Fazit:
Eine schaurig surreale Mischung aus Pans Labyrinth und Alice im Wunderland. Optisch perfekt, grandios gespielt, doch kein schlichtes Popcorn-Kino! Denn trotz aller Fantasie trifft einen die Realitätskeule hier hart, weshalb der Film nicht unbedingt etwas für schwache Gemüter und auch ansonsten definitiv Geschmackssache ist.
Oha… deine Beschreibung macht mich jetzt aber neugierig. Muss doch mal schauen, ob ich den auch auftreiben kann. Ich mag ja solche düsteren, aber märchenhaften Filme.
Danke!
Also als „märchenhaft“ … würd ich ihn glaub ich nicht bezeichnen. Dafür ist er zu „realistisch“. Aber sieh ihn Dir ruhig mal an, und vergiss nicht zu erzählen, wie er Dir gefallen hat! Wir fanden ihn beide sehr gut, nachdem wir den ersten Schreck verdaut hatten ;)
Nunja, es gibt ja die unterschiedlichsten Märchen… ich hatte gerade den Trailer gesehen und der zumindest war so gestaltet, dass der Film einen märchenhaften Eindruck macht. ^^