Ab und an hat das Fernsehen auch eine positive Seite: Wenn man überraschend in ungeahnt gute Filme hineinzappt z.B.. So geschehen bei „The Lion in Winter“, den ich wie gebannt verfolgte und anschließend sofort auf DVD erstehen musste, um den verpassten Anfang noch sehen zu können.
Die Geschichte spielt im England des Jahres 1183. König Henry II [Patrick Stewart] ist alt geworden und möchte zum Weihnachtsfest in Chinon die Thronfolge regeln. Zu diesem Anlass lässt er seine Frau, Eleanor von Aquitanien [Glenn Close], die er vor 10 Jahren einsperren ließ, aus ihrem Gefängnis holen und schickt nach seinen beiden ältesten Söhnen, dem Krieger Richard Löwenherz und dem hinterhältigen Taktiker Geoffrey, die sich damals gemeinsam mit der Mutter gegen den König verschworen. Der jüngste Sohn in Gestalt des tölpelhaften John lebt als einziger beim Vater und ist, warum auch immer, Vaters Liebling und somit auch gewünschter Thronfolger.
Um die ohnehin angespannte Situation weiter anzuheizen, läd sich auch Phillipe, König von Frankreich zu den Feiertagen ein, um an einen alten Vertrag zu erinnern, der besagt, dass Henrys Sohn Richard Phillipes Schwester Alais, Henrys Mätresse, heiraten soll…
„The Lion in Winter“ basiert auf einem Theaterstück aus dem Jahre 1966 und wurde bereits 1968 mit Peter O’Toole und Katherine Hepburn verfilmt. Die erste Verfilmung habe ich nie gesehen – ich habe ein etwas zwiespältiges Verhältnis zu alten Filmen – von daher kann ich keine Vergleiche zwischen den beiden ziehen. Wichtig ist jedoch, dass der „The Lion in Winter“ nicht als historisch einwandfreie Quelle zu betrachten ist. Mobiliar und Kleidung stammen teilweise aus jüngeren Epochen und manche Dialoge enthalten schonmal neuzeitliche Andeutungen, wie zum Beispiel die Erwähnung von Shakespeares König Lear, der natürlich erst einige hundert Jahre später entstanden ist. Dies beeinträchtigt jedoch nicht die Qualität des Films – die Kostüme sind passend und gefallen mir persönlich sehr gut, die Kulisse der alten Burg und das Panorma ringsumher ist atemberaubend schön und wird von einem stimmigen unaufdringlichen Soundtrack unterstützt.
Das schauspielerische Zusammenspiel der beiden Hauptcharaktere, des alten Löwen Henry und der eifersüchtigen, intriganten Katze Eleanor ist grandios! Sie umkreisen einander, hassen sich bis aufs Blut und doch kann man die einstige[?] Liebe zwischen ihnen spüren. Nie hat mir Patrick Stewart so gut gefallen wie in dieser Rolle, die wie für ihn gemacht zu sein scheint. Erinnere ich mich zum Beispiel an Sean Connery als Artus im „1. Ritter“, so passte das Bild dort nicht mit meiner Vorstellung überein; Artus war nichts als ein alter Mann. Hier jedoch sehen wir einen König, der zwar sein Alter nicht verleugnen kann, aber dennoch umwerfend in seinem Waffenrock aussieht und vor Kraft nur so strotzt. Ein alter Krieger zwar, aber noch immer ein Krieger!
Mein Fazit:
Für Action-Fans sicher absolut ungeeignet, wer jedoch Spaß Historienfilmen, Dramen und bissigen Intrigen hat, und sich an langen Mono- und Dialogen nicht stört, der liegt mit „The Lion in Winter“ absolut richtig.