Nochmal Perfektionismus

Ich habe vor 2 Monaten schon etwas über Perfektionismus geschrieben. Da das Thema heute beim Autor*innensonntag aufploppte, habe ich hier nochmal meine Gedanken dazu (ohne das Drumherum über meine To-Do-Liste und den anderen Kram) zusammengefasst.

Im Prinzip begleitet mich das Thema Perfektionismus jeden Tag.
Ich bin eine zwanghafte Perfektionistin. Nicht generell (Hallo, Gartenarbeit ^^‘), aber zu 200%, wenn es ums Schreiben geht.
Gut ist das nicht. Im Gegenteil. Es hemmt mich.

Ich kann oft keinen Satz stehen lassen, der mir nicht gefällt. Muss mich zwingen, nicht nach jedem Satz den kompletten letzten Absatz zu lesen, um irgendwelche Wortwiederholungen direkt auszumerzen oder die Satzmelodie im Kontext zu erfühlen. Ich kann keine Lücken im Text lassen, muss Recherche immer sofort erledigen, was mich regelmäßig aus dem Schreibflow reißt. Kann nicht einfach das Ende des Kapitels offen lassen, wenn ich nicht genau weiß, wie die Szene enden wird, und mit dem nächsten weitermachen, sondern muss alles chronologisch aufbauen.
Das ist nicht schön. Und ich kämpfe damit, mich davon zu lösen. Manchmal klappts (hey, in meinem aktuellen Manuskript befindet sich sogar ein Namensplatzhalter!), meistens nicht.

Ich brauche einfach für alles unfassbar lange. Im Grunde stört mich das nicht. Ich bin eben so, und ich denke auch, dass es Einfluss auf das Ergebnis hat. Es wäre nicht, was es ist, wenn es mir in den Schoß fiele. Im Vergleich mit anderen tut es mir jedoch absolut nicht gut. Wenn man Jahre für ein Buch braucht, während andere mindestens eins pro Jahr raushauen können, nagt das noch zusätzlich am ohnehin angekratzten Selbstwertgefühl.

Dazu kommt: Perfekt ist es sowieso nie. Man ist nie fertig, muss sich einfach an einem bestimmten Punkt davon lösen und zurücktreten. Das schaffe ich mittlerweile ganz gut – sofern meine Testleserinnen und meine Lektorin nicht noch Punkte anbringen, die ich nicht ohnehin selbst auf meiner meist langen „also ich glaube hier und da muss ich noch was ändern“ Liste habe …

Vermutlich ist der Perfektionismus nichts anderes als der größte aller Selbstzweifel. Die Stimme, die Dir sagt, „Du bist nicht gut genug“. Manchmal kann ich sie niederringen und sie zwingen, die Klappe zu halten. Aber in den Momenten, in denen ich das nicht schaffe und kurz davor bin, alles hinzuwerfen, bin ich froh, dass es Menschen gibt, die mich daran erinnern, dass Aufhören keine Option ist.

Ihr wisst, wer Ihr seid. Ihr habt mich schon so oft gerettet. Danke dafür ♥

schreibtisch

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