Der #Autorensonntag fragte gestern nach dem Plotten … und weil dies ein Punkt ist, mit dem ich mich gerade selbst intensiv auseinandersetze, gibt es heute meine Gedanken dazu:
Gärtner oder Architekt? Plotter or Pantser? Ich konnte mir nie vorstellen, dass es Autoren gibt, die 100%ig nur nach dem einen oder anderen Prinzip arbeiten. Aber mittlerweile weiß ich, dass es echte Hardcore-Plotter gibt, die tatsächlich erst schreiben, wenn alles haargenau geplant ist. Dazu fällt mir nur „Wow“ ein. Hut ab! ^^
Für mich persönlich klingt das nach viel, viel Arbeit und eher wenig Spaß. Ich für meinen Teil liebe es, die Story beim Schreiben mitzuerleben und mich von meinen Charakteren überraschen zu lassen. Obwohl ich Gartenarbeit nicht mag, dafür aber ein Semester Architektur studiert habe, bin ich definitiv eher ein Gärtner oder Pantser (Bauchschreiber), denn ein Plotter oder Architekt (Planer). Das bedeutet nicht, dass ich gar nicht plane – aber eben nicht im Detail. Ich lasse mich gern treiben. Fange meist irgendwie an und lasse meine Charaktere das tun, was sie tun möchten. Meist habe ich eine grobe Richtung im Kopf, wo die Reise hingehen soll und oft entdecke ich dann auch recht bald das Ende der Geschichte. Zwischendurch fallen mir Wegpunkte ein, die ich notiere, um sie später einzubauen, aber wenn es nicht dazu kommt, dann – auch gut.
Ich würde also sagen, bei mir überwog der Gärtner 90/10.
Bis jetzt.
Mein aktuelles Projekt macht es mir relativ schwer, frei zu schreiben.
Was bei der ersten Idee noch als (dicker) Einbänder in meinem Kopf herumspukte, entwickelte sich rasch zu einem zweibändigen Werk – und hätte mittlerweile das Potenzial für 3-4 Teile – ich muss sehen, wo das noch alles hinführt …
Bei der ersten Idee, der einzigen, abgeschlossenen Geschichte, war es leicht, den Überblick zu behalten. Aber nachdem meine Charaktere nicht so miteinander harmonierten, wie ich es vorgesehen hatte und wie es für das Ende nötig gewesen wäre, musste ich dieses Ende ändern. Und das neue Ende konnte unmöglich das Ende der gesamten Geschichte sein. Das wäre für jeden Leser glaube ich sehr unbefriedigend gewesen.
Damit fingen meine Probleme an. Ich musste überlegen, wie das neue Ende aussehen könnte, und nachdem ich das (Monate später!) endlich herausfinden konnte, hatte ich Probleme mit den teils großen Lücken dazwischen. Ich musste den Background deutlich ausbauen, um die richtigen Fragen zu stellen und den richtigen Weg für die Geschichte zu finden.
Und weil ich meine Ideen notierte und notierte und notierte – stand ich irgendwann vor rund 300 Seiten Notizen, derer ich nicht mehr Herr werden konnte. Mehr Struktur musste her. Also schrieb ich mir Kapitelkarten, eine Timeline, sammelte die Hintergründe und sortierte die Szenen, die für später vorgesehen waren. Ganz fertig bin ich damit noch nicht – wenn man einmal vor einen riesigen Berg Buchstaben steht, ist es gar nicht so einfach, alles wieder auseinander zu pflücken.
An dieser Stelle bin ich froh, dass ich mir endlich das Schreibprogram Scrivener genauer angesehen habe – denn es ermöglicht genau das, was Word nicht bietet: In einer einzigen Datei echte Ordnung zu schaffen. *hach*
Und ich merke gerade, wie sehr es mir hilft, die Lage wieder zu überblicken. Aus 90/10 ist gerade ein ziemliches 50/50 Verhältnis geworden. Der Rahmen, in dem ich mich bewege, musste deutlich enger werden, damit ich mich nicht weiter darin verlieren konnte. Und ich bin guter Dinge, dass mir jetzt noch immer genug Raum zum Entdecken bleibt, damit ich das Schreiben weiter genießen kann. :)