Raus aus dem Sumpf

Jawohl! Jetzt sofort! Hintern hoch und ran an die Tastatur!
*ächz*
Also, soweit wäre ich in jedem Fall schon mal. Ich sitze hier. Definitiv vor dem PC, definitiv schreibend.
Definitiv noch immer unzufrieden.
Schreibblockade? Nein, eigentlich nicht. Glaube ich. Eher komplette Selbstblockade. Kreativer Totalausfall. Wobei, das stimmt so auch nicht. Ich habe sehr viele Dinge getan: Charakterdatenbanken gefüllt, Projekthistorien geschrieben, Plotstellen überdacht, Strukturen verschoben, offene Fragen geklärt, redigiert, wieder und wieder … Aber das alles bringt mich eben nicht weiter. Resultat? Totale Unzufriedenheit!
Also rauf auf den Crosstrainer und laufen, laufen, laufen. Die besten Ideen kommen dann im Anschluss unter der Dusche. Seit 2,3 Wochen funktioniert mein Gehirn zumindest wieder insoweit, dass ich, bis ich trocken bin, noch weiß, was mir dort eingefallen ist, und ich es niederschreiben kann. Gehirn, Notizzettel, -bücher, -dateien … Alles ist randvoll. Das Fass läuft über. So vieles hat sich angesammelt und gestaut, aber ich bin unfähig, es in vernünftige Bahnen zu lenken.
»Schlecht schreiben«, ich glaube, das ist eine Fähigkeit, die mir fehlt. Also ich meine, klar kann ich schlecht schreiben. Selbst wenn ich mich bemühe, es nicht zu tun, kann ich das vermutlich gut. Aber es absichtlich tun, schreiben, ohne Struktur und Inhalt zu hinterfragen, einfach drauflos, dazu bin ich nur begrenzt in der Lage. Ja, z.B. bei Lieblingsszenen, die ich einfach behalten will, die kann ich runtertippen und in diesem Zustand aufbewahren. Aber die sind in meinem Kopf zumindest soweit fertig, dass mich ihr Rohzustand nicht weiter stört. Alles andere … ich kann einfach keinen Satz stehen lassen, der mir nicht gefällt. Und seit Monaten gefällt mir gar nichts mehr…
Ich mag nichtmal mehr lesen. Frustrierend. Jeden Satz, den ich lese, fange ich an zu zerpflücken. Die einzigen Bücher, die mich in den vergangenen Jahren haben fangen und ablenken können: Patrick Rothfuss – »Der Name des Windes«, »Die Furcht des Weisen«. Oliver Plaschka – »Das Licht hinter den Wolken«. Alles andere? Durch manches habe ich mich bis zum Ende durchgeschleppt, selbst Lieblingsbücher sind kein Garant mehr für Genuss. Es packt mich einfach nichts … Sogar Bobby Dollar nervt, ist das zu fassen? Ich meine, es ist Tad Williams!?

Ich muss zur Ruhe kommen.
Ab morgen dann. Diese Woche. Frei, oder sowas ähnliches. »Nur« Sport, das Kind morgens aus dem Haus bringen, nachmittags zurückholen und dann ein bisschen Abendprogramm. Mehr nicht. Naja, und die Steuererklärung. Aber sonst nichts. Wow. Toll! Ja, schon.
Aber ich spüre schon jetzt diesen ungeheuren Druck. Seit Wochen warte ich auf diese »Ferien«. Seit Wochen wird die Liste von Dingen, die ich in dieser Woche erledigen will, immer länger. Und seit bald einem Jahr habe ich nichts als eine einzige Kurzgeschichte geschrieben. Alle stehen sie hinter mir und kratzen an meiner Stuhllehne. Die unvollendeten Kurzgeschichten, ein Exposé, der Roman … und natürlich der Garten, der Keller, der laufende Haushalt …
Unmöglich, dem in einer Woche gerecht zu werden. Das weiß ich. Und trotzdem wächst der Druck mit jeder Minute, die mich dem morgigen Tag näher bringt. Schon jetzt zum Scheitern verurteilt.
Irgendwie runterkommen.
Nicht an die Momente denken, in denen bearbeitete Dateien ungespeichert geschlossen wurden. Nicht genügend. Nicht zufrieden. Unzufrieden.
Also wieder rauf auf den Crosstrainer und laufen, laufen, laufen. Laufen, bis dieser verdammte Stresspegel gesunken ist. Und am Ende des Tages wieder zu müde sein, um etwas zu Stande zu bekommen. Und als Ergebnis eine weitere Schicht für die Mauer aus Selbsthass, die bald so dick ist, dass ich kaum mehr weiß, wie ich sie allein noch einreißen soll.

Verdammte Scheiße, komm raus aus dem Sumpf!

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