Final Fantasy VII Remake ist nun seit über einem Jahr auf dem Markt – und wir Fans warten bereits sehnlichst auf den nächsten Akt, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Selbstverständlich, dass auch ich dem Zwischenspiel „Intergrade“ bzw. dem Yuffie-DLC „Intermission“ erwartungsvoll entgegengesehen habe. Einziges Manko: Eine PS5 ist dafür zwingend erforderlich. Doch diese Hürde konnte ich nach monatelangen vergeblichen Versuchen noch rechtzeitig beseitigen.
Vorweg: Ich habe „Intergrade“ nicht komplett neu gespielt, da ich das Remake bereits zu 100% beendet hatte. Ich habe mir einige Abschnitte und Sequenzen in der PS5 Version erneut angesehen und kann bestätigen, dass die Grafik nun noch phantastischer aussieht – meine persönliche Wertung des Remakes beeinflusst dies allerdings nicht. Auch wenn die Steigerung klar erkennbar ist – mir hat die Grafik auf der PS4 bereits gefallen und ich bin wahrlich kein Tech-Freak, der sich wegen ein paar schwacher Hintergrundtexturen aufregt. Meine spoilerfreie Review von Final Fantasy VII Remake könnt Ihr hier nachlesen.
Es gibt zwar noch ein, zwei andere Dinge, über die wir im Zusammenhang mit Remake neu reden könnten, aber die hebe ich mir lieber für den Spoilerthread auf (in Arbeit).
Hier geht es nun – ganz ohne Spoiler – insbesondere um den Yuffie DLC.
Die Charaktere
Wie schon in Remake, hat auch Intermission in puncto Charakterdesign ganze Arbeit geleistet.
Yuffie. ist. großartig! Ich gebe zu, ihr erster Auftritt hat mich skeptisch die Augenbraue heben lassen, doch schnell kristallisierte sich heraus, worauf ihr Verhalten abzielt. Und: Ich liebe es!
Im Final Fantasy VII Original von 1997 war Yuffie ein optionaler Charakter, den man nicht zwangsläufig in der Truppe hatte und mit dem ich persönlich auch nie so richtig warm geworden bin. Ihre meist kindische, überhebliche und egoistische Art empfand ich als wenig angenehm. Doch der DLC zeichnet sie viel klarer. Ihre Charakterzüge sind dieselben wie damals, doch durch die feine Mimik des Charakters und die grandiose Leistung der Synchronsprecherinnen deutlich als das zu erkennen, was sie sind: Das verzweifelte Bemühen eines Teenagers, nicht mehr von allen wie ein Kind behandelt zu werden – und gleichzeitig das Festhalten an den Phantasien und Träumen der Kindheit. Viele von Yuffies theatralischen Auftritten, ihren übertrieben selbstdarstellerischen Monologen, von ihren Bewegungen ist diversen Animeklassikern von Sailor Moon bis Naruto entnommen. Es ist eine wahre Freude der immer fröhlichen Yuffie dabei zuzusehen, wie sie ihre vemeintlich trickreichen Pläne schmiedet, sich unerschrocken wie eine Superheldin in jedes Gefecht stürzt und doch zeitweise selbst von ihrer Naivität und Tollpatschigkeit überlistet wird.
Der für Intermission neu geschaffene Charakter – Sonon – ist eine echte Bereicherung. Ich gebe zu, ich habe ein Herz für Lanciers und Dragoons (Cid ftw!), aber auch abseits seiner Jobklasse, ist er ein wahrer Schatz. Er weiß Yuffie genau zu nehmen, beruhigt, unterstützt und ermutigt – und das nie von oben herab. Ein toller Kerl.
Auch Yuffies Kontakte bei Avalanche konnte man leicht ins Herz schließen. Hervorheben möchte ich zudem die Leiterin von Shinras Waffenentwicklungsabteilung – Scarlet. Sie hatte in Intermission den Raum, zu zeigen, was in ihr steckt – und hat die Chance genutzt. Btw – ihre deutsche Synchronstimme macht einen phänomenalen Job!
Die Story
Natürlich bietet der DLC mit seinen beiden Kapiteln keinen Raum für eine tiefgründige, weitverzweigte Story. Aber wir bekommen die solide Einführung eines Charakters geboten. Mit liebevoller Charakterisierung und ein bisschen Background, eingewebt in eine kleine Heist-Story, eine „Überfall“-Geschichte, in der es darum geht, Gegenstand X aus Y zu entwenden.
An einigen Punkten berührt die Geschichte des Intermission-DLC ganz sacht das Hauptgeschehen von Remake. Genug, um dem Spieler das Gefühl zu geben, sich in einer vertrauen Handlung und Umgebung zu bewegen und doch nicht zu sehr, um den Fokus von Yuffies Vorhaben abzulenken. Ich fand dies ausgesprochen gut gelöst. Etwas später kracht sie dann etwas weniger sacht in Teile der Compilation, genauer, Dirge of Cerberus, aber … darüber reden wir lieber im Spoiler-Thread.
Die Welt
Wie Remake spielt auch Intermission ausschließlich in Midgar. Die Welt ist bekannt und wurde lediglich um einige Bereiche ergänzt, in denen wir uns im Hauptspiel nicht bewegt haben. Die Liebe zum Detail ist nach wie vor in allen Elementen spürbar. Am meisten begeistert mich noch immer, wie wir durch die Gesprächsfetzen der NPCs um uns herum unaufdringlich am Weltgeschehen teilhaben können.
Wenn ich etwas kritisieren soll: Einige Bereiche fühlten sich etwas leer an. Es gab viele verwinkelte Plattformen, die gänzlich leer waren und in deren Ecken ich vielleicht noch eine Schatzkiste versteckt oder einen Gegner platziert hätte, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die Welt von Final Fantasy VII Remake ist nach wie vor unfassbar lebendig und atmosphärisch.
Das Kampfsystem
Das Kampfsystem erfuhr in Intermission ein kleines Upgrade. Yuffie ist mit ihrem Shuriken einfach perfekt für den Fern- und Luftkampf geeignet. Was in Remake selbst mit Barret manchmal Probleme bereitete, ist mit Yuffie nun komplett flüssig spielbar. Und obwohl Sonon leider nicht als eigenständiger Charakter zu steuern ist, so bietet er doch die Möglichkeit über einen Synchro-Modus mit Yuffie zusammen bestimmte Combo-Moves auszuführen, was richtig, richtig Spaß macht. Ich würde mich sehr freuen, dieses Feature auch in den Battles der nächsten Remake Teile zu erleben!
Das Gameplay
Man sollte meinen, dass in lediglich zwei Kapiteln nicht viel Abwechslung passieren kann – doch weit gefehlt. Das Leveldesign der beiden Kapitel ist vollkommen unterschiedlich. Während das erste sich auf die Charaktere und die Welt fokussiert und dem Spieler immer wieder Zeit gibt, auch Dinge abseits der Handlung zu erkunden, überschlagen sich im zweiten die Ereignisse. Ich persönlich fand Kapitel 2 etwas uninspiriert, da im Grunde nur linear ein Gegner auf den nächsten folgt. Aber das Drumherum hat mir dennoch Spaß gemacht und der Aufbau war deutlich weniger nervig als „The Drum“, das Level in Hojos Labor in Final Fantasy VII Remake.
Positiv ist, dass wir auch in Intermission nicht auf Quests und Minispiele verzichten müssen. Trotzdem ist dieser eigentliche Pluspunkt auch mein größter Minuspunkt. Warum?
Ich habe bereits in Remake alle Poster an den Wänden studiert und fieberhaft nach den Plakaten für das Schildkrötenparadies Ausschau gehalten. Es gab keine. Nicht schlimm. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich ihnen nun in Intermission begegnet bin. Doch – warum konnte ich nicht mit ihnen interagieren? Das geht leider erst, wenn die dazugehörige Quest aktiv ist. Puh. Schade. Denn genau diese Dinge machen für mich viel von dem Charme von Final Fantasy VII aus. Ich habe es geliebt, alle Ecken zu durchsuchen, um irgendwelche verstecken Andeutungen oder echte Geheimnisse zu entdecken. Heute bekomme ich diese Dinge in Form von Quests auf dem Silbertablett serviert, was ich persönlich etwas langweilig finde.
Das gleiche Problem hat Fort Condor. Dieses Minispiel hat mir zwar Spaß gemacht – aber eben nicht über die „Pflicht-Matches“ hinaus. Vielleicht ist es von einem kleinen DLC auch zu viel erwartet – aber es konnte mich nicht annähernd so fesseln, wie damals Triple Triad. Ich wäre gern suchend durch die Stadt gelaufen und hätte wahllos Leute angequatscht, um herauszufinden, wer von ihnen mit mir spielen möchte, von wem ich vielleicht eine seltene Figur gewinnen kann. Doch diesen Ansporn bietet Intergrade nicht. Meine potenziellen Spieler sind bereits auf der Karte markiert, und wenn ich gegen sie gewinne, bekomme ich genau eine festgelegte Figur als Belohnung. Das heißt, mein Anreiz, gegen diesen Gegner zu spielen, ist nach diesem einen Match tatsächlich vorbei.
Doch gerade dieses herumlaufen, suchen, nach bestimmten Events neue Spiele oder Spieler zu triggern, gerade das empfand ich bei Triple Triad so reizvoll. Lieber brauche ich viele Stunden, um eine Kartensammlung (oder in diesem Fall ein Figurenset) zu vervollständigen, als mich x-Mal in die gleiche Kistenkrieg-Arena zu schmeißen, weil die erforderliche Anzahl für das Bestehen der Prüfung unsäglich hoch ist. Für mich und meinen Geschmack wird hier einfach auf das Falsche Wert gelegt. Dinge, die abwechslungsreich und reizvoll sein könnten, werden vereinfacht und verkürzt, während anderes, was von Haus aus eher monoton und damit ein höheres Nerv-Potenzial besitzt, in schier unlösbare Schwierigkeitsstufen gehoben wird.
Nichtsdestotrotz: Der Nostalgiefaktor der Schildkrötenparadies-Plakate ist immens und hat mein Fan-Herz trotz simplem Questaufbau höher schlagen lassen. Leider wurde der Name in der englischen Version durch „Happy Turtle“ ersetzt, doch die deutsche Lokalisierung hielt am ursprünglichen Namen fest. Juchu! Das Fort Condor Minigame ist witzig und ich liebe es, wie die Spielfiguren dem alten Polygon-Charakter-Design nachempfunden sind. Auch hier gibts fette Nostalgie-Pluspunkte!
Verbessert wurde in Intermission die Respawnrate der Gegner. Ich muss einen Bereich nicht vollkommen verlassen/ein Kapitel beenden, um ein Nachspawnen auszulösen. Schon nach einem Wechsel in einen neuen Abschnitt kann ich zurückkehren und einen Gegner erneut bekämpfen. Da sich Yuffie und Sonon nicht so viele Kreaturen in den Weg stellen, hatte ich nie das Gefühl, in eine endlose Kette von sinnlosen Kämpfen verstrickt zu sein. Gleichzeitig bot sich mir aber die Möglichkeit, eine Strecke erneut abzulaufen, um ein paar zusätzliche AP & FP abzustauben. Daumen hoch!
Nachdem ich mich in Remake über eine fehlende Herausforderung bei den Gegnern beklagte, bereue ich nun beinahe, so laut gejammert zu haben. Denn nachdem man Intermission beendet hat, wird in Intergrade ein zusätzlicher Gegner in der ShinRa Combat-Arena freigeschaltet. Ich habe zwar bisher nur ein einziges Match gegen ihn bestritten, doch das genügte, mich wissen zu lassen – an ihm werde ich ein Weilchen zu knabbern haben.
Musik & Sound
Was soll ich sagen? – Es ist Final Fantasy. Die Musik ist grandios. Umwerfend. Bombastisch. Sucht Euch den für Euch passenden Superlativ. Der Sound passt perfekt zur jeweiligen Atmosphäre. Es gibt ein paar wunderbare neue Tracks und ebenso phantastische Re-Arrangements bekannter Stücke. Besonders die temporeichen, leicht angejazzten Stücke haben mir in Intermission sehr gefallen. Richtig witzig fand ich die unterschiedlichen Schildkrötenparadies-Werbe-Songs. Ich freue mich jedenfalls schon riesig auf den neuen Soundtrack!
Kleine Kritik: Zwischenzeitlich hatte ich ein paar Auffälligkeiten im Ton. Wenn Sonon während des Laufens mit Yuffie sprach, war er manchmal so leise, das er kaum noch zu verstehen war. Oder seine Worte gingen in einer Durchsage im Hintergrund, einem NPC-Geplapper oder auch seinen eigenen „Nach-Kampf-Kommentaren“ unter. So geschehen bei mehreren Dialogen, die durch Erreichen einer bestimmten Stelle oder nach einer besonderen Begegnung ausgelöst wurden. Das hat mich dann doch etwas gestört.
Grafik
Auch hier – siehe Remake-Review. Wie Intergrade ist auch der DLC optisch der Hammer. Die PS5 Grafik hebt alles auf ein neues Level. Die Beleuchtung ist der Wahnsinn, das Spiel von Licht und Schatten … Und der neu integrierte Foto-Mode ermöglicht es uns, die schönsten Momente bestens in Szene zu setzen.
Meine einzige Kritik bleibt, dass ich das CG-Design der Charaktere absolut nicht mag. Das ist natürlich Geschmackssache, stört mich aber umsomehr, weil das Ingame Design so überragend ist.
Gesamt
Final Fantasy VII Remake – Intermission bringt uns mit Yuffie einen Nebencharakter so nahe, dass er einem richtig ans Herz wächst. Es wurden einige Schwächen des Remake Gameplays ausgemerzt und durch den Betrieb auf der PS5 die in der PS4 Version monierten Grafikschwächen behoben.
Der DLC bietet für 20€ (für Besitzer der PS4 Version) zwischen 5 und 30 Stunden Spielspaß, je nachdem wie ausführlich man sich mit den Nebenaufgaben beschäftigen will.
Für mich macht der DLC (fast) alles richtig. Doch durch seine Kürze und der damit verbundenen weniger „tiefen“ Story kann er mich einfach nicht so sehr packen, wie Remake es vermochte. Auch lasten dadurch meine Kritikpunkte (wie die nicht so motivierenden Minispiele) schwerer auf der Waagschale. Das liegt aber in der Natur der Sache.
Ein dickes Plus gibt es noch einmal für das Ende, das einen perfekten Bogen zum nächsten Remake Teil spannt.
Meine Wertung: 8,5/10 Punkten
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Alle Grafiken und die Marke „Final Fantasy“ unterliegen dem Copyright von Square Enix.
2 Gedanken zu „Final Fantasy VII Remake Intermission / Intergrade Review (spoilerfrei)“