In diesem teilweise autobiographischen Roman erzählt die in Japan als belgische Diplomatentochter aufgewachsene Amélie Nothomb in kurzen, meist heiteren, Anekdoten von der Zeit, als sie im Alter von 21 Jahren nach Japan zurückkehrte, um dort in einem Konzern zu arbeiten.
Bevor es jedoch dazu kommt, lernt sie den jungen Rinri kennen, dem sie Nachhilfe in Französisch geben möchte, um ihrerseits ihr Japanisch aufzubessern. Sie stolpert nach und nach in eine Beziehung mit ihm, die erst spielerisch leicht und nur von Sprachbarrieren her schwierig ist, sich später aber als sehr herzlich und innig entpuppt und trotzdem immer öfter an den kulturellen Unterschieden zu kranken scheint. So möchte Amélie einerseits nichts sehnlicher, als eine richtige Japanerin sein, stößt jedoch regelmäßig an die Grenzen zeremonieller Abläufe der japanischen Kultur. Und Rinri, der scheinbar unjapanischste aller Japaner, der gern allein reist, niemals Fotos macht und am liebsten jeden Tag Spaghetti essen würde, hält sich ganz unbewusst an all die Regeln, die Kultur und Familie ihm beigebracht haben.
Die Geschichte erzählt von Amélies Empfindung, die sie nach dem Japanischen Wort „koi“ benennt, zu Rinri und seiner innigen, sehr unjapanischen, französischen Liebe zu ihr. Von ihrer Liebe zum Land Japan und wie es dazu kam, dass sie von alledem fliehen musste…
Ich liebe dieses Buch! Es ist mein Erstes von Amélie Nothomb, wird aber gewiss nicht das Letzte bleiben! Die leicht satirische Schreibweise, die soviel Witz, Charme und Intelligenz transportiert, ist mir bereits nach wenigen Seiten ans Herz gewachsen, ebenso wie diese Amélie, die mir – immer sympathisch – Japan ein ganzes Stück näher gebracht hat.
Ich mag das Spiel der beiden Protagonisten mit der jeweils anderen Sprache, Amélies Begegnungen mit Rinris Großeltern oder seiner Mutter, die sie immer wieder spüren lässt, wie unerwünscht „die Ausländerin“ ist, die, so sehr sie sich auch bemühe, niemals auch nur Ansatzweise eine Japanerin sein könne.
Ich liebe das Abendessen, welches Rinri für seine Geliebte und seine Freunde gibt, und welches Amélie unvorbereitet in die Rolle eines Konversationisten drängt. Oder wie berauscht sie den Fuji erstürmt, während Rinri dies nicht wichtig zu sein scheint. Es hat mich ungemein fasziniert, wie fremd und unverständlich dieses Land und seine Bewohner der Erzählerin, die dort aufgewachsen ist und es liebt wie nichts auf der Welt, wie fremd es selbst für so jemanden sein kann.
Ich möchte in jedem Fall noch wissen, was im Konzern genau passiert ist, und werde mich als nächstes an „Mit Stauen und Zittern“ wagen. ^^
Mein Fazit:
Ein wunderbar geschilderter Lebensabschnitt. Amüsant und schwermütig, dabei leicht und nie erdrückend. Eine Geschichte von Liebe und innerer Zerrissenheit. Eine Liebeserklärung an Japan.
1 Gedanke zu „Der japanische Verlobte – Amélie Nothomb“