Nach dem Sturm, dem vielen Grau und dem Sprühregen der letzten Tage schenkt uns der Himmel heute, am letzten Morgen des Jahres, einen zarten Sonnenaufgang. Ein Hoffnungsschimmer? Wir werden sehen.
Dennoch endet mein Jahr mit Kopfschmerzen. Schon seit gestern habe ich eine fette Migräne und eigentlich gäbe es über dieses Jahr auch kaum mehr zu sagen. Es war ein Kopfschmerzen-Jahr. Die meisten Dinge, die in diesem Jahr passiert sind, verursachten mir Kopfschmerzen. Aber da ich mich ja bemühe, ein positiv denkender Mensch zu sein, versuchen wir mal, die positiven Aspekte in all dem Nebel zu finden.
1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
Im Grunde könnte ich hier den Text vom letzten Jahr unverändert einkopieren. Die Welt hat sich seither nicht von ihrem Wahnsinn erholt. Neben der Klimakrise, die noch nicht akut genug zu sein scheint, um irgendwie adäquat wahrgenommen und angegangen zu werden, mangelt es an allen Ecken und Enden an gesundem Menschenverstand und Empathie. Überall steht man sich selbst am nächsten, der Egoismus regiert. Sagte ich schon, dass ich Kopfschmerzen habe?
Bei mir persönlich hat sich im Vergleich zu letztem Jahr auch nicht viel verändert. Meine gesundheitliche Situation war gleichbleibend besch …eiden, aber darüber habe ich schon genug gejammert, darum werde ich das hier nicht nochmal lang und breit durchkauen. Resümierend kann ich feststellen, dass es mir 2020 noch leichter fiel, Positives aus der Situation zu ziehen. Ich habe meine „freie“ Zeit teilweise nutzen und manchmal sogar genießen können, und hatte eigentlich „nur“ zwei heftigere Tiefs, die aber irgendwie vorübergingen. In diesem Jahr sah das anders aus. Im Grunde begann 2021 schon mit einem Tief und ich musste jeden Tag mit mir und der Gesamtsituation ringen, bis ich irgendwann nicht mehr konnte. Danach strömte das Jahr in einem trüben Strudel um mich herum, machte alles hektisch, laut und zu viel, obwohl es mich eigentlich kaum berührte. Seit ich langsam wieder aus meinem Loch krieche, merke ich, dass ich noch immer vorsichtig vorgehen muss. Nichts überstürzen, langsam, Schritt für Schritt. Sowohl mit dem blöden Fuß als auch rein emotional. Nicht zu viel von mir erwarten. Und am besten gar nichts von anderen.
Aber auch das Positive ist geblieben. Meine Familie ist nach wie vor wundervoll. Meine Eltern haben mich und uns in allem unterstützt, was ich nicht wie gewohnt erledigen konnte, mein Mann hat alles getan, um mich zum Lachen zu bringen und mir nie das Gefühl zu geben, völlig überflüssig zu sein (obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte). Und Sohni macht sowieso alles prima – insbesondere, wenn man die außergewöhnliche Situation berücksichtigt, in der die Schüler sich gerade befinden. Ich bin stolz auf sie alle und froh sie zu haben. Sie machen das Leben mehr als erträglich – sie machen es wirklich lebenswert.
Also – im Grunde ist alles wie im letzten Jahr. 2020 habe ich mich zwischen Situation -1 und Familie +10 bei einer 5 getroffen. Diesmal muss ich davon zwei Punkte abziehen. Auch aus Prinzip, wegen des mangelnden Lerneffekts der Welt und so. (Ihr habts ja nicht anders gewollt ;))
Also, 2021, Jahr, das ich absichtlich nicht „liebes 2021“ nenne, – hiermit verleihe ich dir unfeierlich eine 3. Die wohl niedrigste Zahl, die je ein Jahr auf diesem Blog erhalten hat, in der stolzen Tradition über ähm … *nachguck* (eine Stunde später, weil in den alten Rückblicken festgelesen) 15 Jahre! Wow. Ich mache das hier zum 15. Mal?! Und dann ist das Jubiläumsjahr ausgerechnet eine 3 …? Schäm Dich, 2021 …!
Ich hoffe, ab jetzt geht es wieder aufwärts. (Mantra)
2. Zugenommen oder abgenommen?
Weiter zugenommen. War nicht anders zu erwarten, trotzdem kotzt es mich so richtig an.
3. Haare länger oder kürzer?
Gleichbleibend lang.
4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Dazu fällt mir in diesem Jahr nicht mal eine dumme Antwort ein. (Das lass ich so stehen. 2020+2021)
5. Mehr Kohle oder weniger?
Weniger. Auch 2021 lag der Kulturbetrieb brach, es fanden keine Lesungen statt. Die so groß angekündigten Corona-Hilfen für Künstler gibt es übrigens nur für diejenigen, die ihren kompletten Lebensunterhalt damit bestreiten. Die, die davon noch nicht leben können, bekommen gar nichts. Dass vielleicht gerade auch der 450€ Job weggefallen ist und man plötzlich GAR NICHTS mehr hat, interessiert halt niemanden …
6. Besseren Job oder schlechteren?
Siehe 2020. Es ist einer weniger. Und auch, wenn ich gern in der Schulbibliothek gearbeitet habe, bin ich noch immer froh darüber. Dass sich durch die lange Krankheit auch das Autorendasein wie „nicht vorhanden“ anfühlte, war deutlich frustrierender.
7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Aiaiai … ziemlich viel. *versteck* Square hat es echt raus, seine Final Fantasy Fans zu melken … so viele neue PlayArts … ♥_♥
8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
Puh. Ich weiß nicht. Vielleicht habe ich – Ende des Jahres – meine Gesundheit und meine Bewegungsfreiheit zurückgewonnen? Allerdings bin ich atm noch nicht positiv genug gestimmt, das so zu sehen.
9. Mehr bewegt oder weniger?
Dieses Jahr bestand weiterhin zu 90% aus „Ruhe und Schonen“ …
10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Zu viele. Ich bin definitiv zu jung, um so viel Mist mit mir herumzuschleppen.
11. Davon war für Dich die Schlimmste?
Tja. Der Preis geht auch in diesem Jahr uneingeschränkt an meinen Freund, das Knochenmarködem.
12. Der hirnrissigste Plan?
Von diesem Jahr als „Jahr der Vollendung“ zu sprechen :(
13. Der größte Schreck?
Ein privates Familien-Ding.
14. Die teuerste Anschaffung?
Der Wintergarten!
15. Das leckerste Essen?
Da ist mir nichts im Gedächtnis geblieben.(2019) (Lasse ich so stehen. (2020)) (Kategorie, die im nächsten Jahr rausfliegt? (2021))
Wobei – ich könnte erwähnen, dass wir – auch wenn wir noch nie viel Fleisch gegessen haben – den Fleischkonsum in diesem Jahr fast gen Null reduziert haben. Es gibt ein paar Dinge, bei denen wir auf Ersatzprodukte zurückgreifen (Mortadella auf Milch/Ei Basis, Leberwurst aus Erbspürree, Soja-Gehacktes für zB eine Bolognese …), aber insgesamt gibt es bei uns fast nur noch vegetarisches Essen. Weihnachten gab es eine wirklich köstliche Gemüselasagne, die sogar meinem fleischliebenden Vater geschmeckt hat. Ich finds gut und werde das beibehalten.
16. Das beeindruckendste Buch?
Das letzte Einhorn. Einfach weil es noch heute zu 100% dieselben Gefühle in mir wecken kann, wie vor bald 40 Jahren.
17. Der ergreifendste Film?
Ich kann mich mal wieder an nicht so viel erinnern … was entweder bedeutet, dass ich echt alt werde oder mich nichts nachhaltig bewegt hat. Ich mochte die beiden Koreanischen Serien „Itaewon Class“ und „Move to Heaven“ sehr. Besonders Letztere hat mich sehr berührt. „Don’t look up“ war zwar in weiten Teilen nicht soo besonders gut, aber da die Botschaft darin das ist, was ich in mir trage, Tag für Tag, und es so unbegreiflich finde, wie die Welt so sehenden Auges in ihr Verderben laufen kann … daher kann der Titel hier ebenfalls stehen, finde ich.
18. Die beste CD?
Schwierig. Ich hab in diesem Jahr wieder überwiegend FF-OSTs gehört. Aber auch der zu Arcane ist wirklich gelungen. Es kam eine neue CD von Starset auf den Markt, ich bin noch nicht ganz drin – aber gut ist sie allemal. Trotzdem waren die drei Alben davor glaub ich insgesamt mehr mein Fall.
Neu für mich entdeckt habe ich Kishi Bashi, Tamino sowie das Manchester Orchestra. Ich glaube in Summe hat mir das Manchester Orchestra am besten gefallen. Es waren einfach so unfassbar viele gute Titel.
19. Das schönste Konzert?
Ich hab mich nicht getraut, Konzertkarten zu kaufen. Vielleicht im nächsten Jahr wieder …
20. Die meiste Zeit verbracht mit?
„Ausruhen“ …..
21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Puh. Also. Das ist in diesem Jahr echt schwer zu beantworten. Es ist zwar traurig, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendwas besonders schön gefunden hätte.
22. 2021 zum ersten Mal getan?
Das war nun nicht gerade das Jahr der bahnbrechenden Neuerungen :D
23. 2021 nach langer Zeit wieder getan?
Tja. Mich in Selbstmitleid gewälzt?
24. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Oh, wieviel Zeit hab ich?
*seufz* Im Grunde könnte ich auch hier den Text vom Vorjahr einkopieren. Es beginnt wie immer mit den Nachrichten und endet … mit den Nachrichten. Ganz ehrlich – die Welt bereitet mir Kummer. Das mögen manche Leute albern finden, aber für mich ist es wirklich schwer zu ertragen, mich in unserer eigentlich so reichen Welt umzusehen, und all diese schrecklichen Dinge zu sehen. Wie kann es sein, dass wir an unseren Grenzen Menschen erfrieren und verhungern lassen? Wie kann es sein, dass diejenignen, die einfach nicht sehen wollen, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher, den Ausschlag für alle wichtigen Entscheidungen geben? Wieso bekommen Leute, die auf Geld aufpassen, noch immer Millionengehälter, während diejenigen, die sich um unsere Mitmenschen kümmern, bis zur Erschöpfung ausgebeutet werden? Wie kann man dem Youtuber aus seinem Wohnzimmer in Hintertupfingen mehr Vertrauen entgegenbringen als einer Summe von über 95% der renommiertesten Wissenschaftler?
Ich verstehe all das nicht. Und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass wir einander und unserer Umwelt wieder mehr Achtung und Respekt entgegenbringen. Dass wir wieder lernen, mehr auf das zu achten, was wir haben, als auf das, was wir nicht haben oder von dem wir überzeugt sind, dass man es uns wegnehmen möchte …
25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Ich kann mich nur wiederholen. Ich hätte gern die Fähigkeit, die Menschen davon zu überzeugen, dass Natur und Leben mehr wert sind als Geld und Status.
Für meinen Seelenfrieden war ich im letzten Monat bei einer Anhörung für ein lokales Straßenbauvorhaben und … uff. Ganz ehrlich. Da wird Natur gegen Geld aufgewogen und das, obwohl das Urteil zum Klimaschutzgesetz doch recht eindeutig war und unsere Bemühungen in diese Richtung nicht ausreichen, dass wir nachfolgenden Generationen verpflichtet sind. Doch interessiert das irgendwen? Sieht nicht so aus. „Welche Übergangsfristen gibt es für das Klimaschutzgesetz“? Allein, wie man diese Frage stellen kann, ich … *schnappatmung* Ich verstehs einfach nicht.
26. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Das war wohl auch in diesem Jahr der Rückhalt und das Verständnis meiner Familie.
27. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Oh, ich fand es ziemlich toll, als eine Freundin mir sagte, ich hätte sie inspiriert – und sie nach einer Unterhaltung mit mir alle Kataloge und Papierwerbungen abbestellt habe. ♥
Das sind diese kleinen Schritte, die so gern als „bringt doch alles nichts“ abgetan werden. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass, wenn jeder die für sich machbaren kleinen Schritte gehen würde, schon einiges gewonnen wäre.
28. Dein Wort des Jahres?
Da fällt mir spontan nichts ein.
29. Dein Unwort des Jahres?
Hier ist die Auswahl in diesem Jahr besonders groß. Ich denke, ich wähle „Eigenverantwortung“. Wenns nicht so traurig wäre, würde ich noch immer lachen …
30. Zum Vergleich: Verlinke Dein Stöckchen von vorigem Jahr!
Jahres-Rückblicks-Stöckchen 2020
Und damit – wäre mein 15. Blog-Jahresrückblick an seinem Ende angekommen.
Er fällt leider nicht besonders positiv aus, da es mir zeitweise sehr schwer fiel, den eigenen Optimismus nicht zu vergessen. Trotzdem, weiß ich – es geht weiter. Ich hoffe, ich habe im kommenden Jahr die Energie und Kraft, das zum Ende zu bringen, was eigentlich jetzt bereits fertig vor mir liegen sollte.
Und ich hoffe Ihr und Eure Lieben seid wohlauf. Achtet Euch und aufeinander, bleibt gesund. Kommt gut ins neue Jahr. Hoffen wir, es wird ein besseres und ein friedliches.
In diesem Sinne: Alles Liebe. ♥
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