Niederlagen

Beim #autor_innensonntag auf Insta ging es diese Woche um Niederlagen und wie wir mit ihnen umgehen. Wie das so ist, hatte ich zu dem Thema schon einen angefangenen Beitrag hier im Backend liegen, aber Sonntag und gestern nicht genügend Zeit, ihn fertigzustellen. Aber jetzt!

Niederlagen also. Mir stellt sich da als Erstes die Frage: Was sind eigentlich Niederlagen? – Ist eine Verlagsabsage eine Niederlage? Oder eine schlechte Rezension? Vielleicht eine Lesung mit nur einer Handvoll Zuhörer*innen? Oder den Autor*innensonntag mal wieder erst am Dienstag zu posten?
Was wir als Niederlage definieren, liegt doch in erster Linie bei uns selbst. Ich stehe mit niemandem im Wettbewerb – gegen wen also soll ich verlieren?
Ich möchte mir von niemand anderem sagen lassen, wann ich verloren habe. Was ich verloren habe. Und nur, weil ich etwas nicht gewonnen habe, bedeutet es doch nicht automatisch Verlust. Es bedeutet eine neue Chance, einen anderen Weg. Lernen und wachsen.

Für mich persönlich fühlt sich z.B. jeder Tag, an dem ich es nicht geschafft habe, meine Schreibzeit einzurichten (oder sie effektiv zu nutzen), wie eine Niederlage an. Ich habe gegen mich verloren. Schon wieder. Umgekehrt bedeutet jeder Tag, an dem ich mein Pensum erfüllt habe, einen Erfolg.
Eine Reihe von Niederlagen kann sich niederschmetternd anfühlen. Doch im Grunde glaube ich, hat man erst dann wirklich verloren, wenn es keine Chance mehr gibt, noch zu gewinnen. Wenn ich also heute nicht geschrieben habe, habe ich den heutigen Tag unwiederbringlich verloren. Aber morgen geht es in die nächste Runde. Wenn ich heute eine Verlagsabsage bekomme, dann kann ich morgen eine neue Bewerbung schreiben. Oder nochmal über mein Manuskript nachdenken und es vielleicht verbessern. Wenn niemand zu meiner Lesung kommt, muss ich vielleicht überlegen, ob die Werbung vorher ausreichend war.
Eine Absage vom Verlag? Ist bei 90% aller Schreibenden die Regel, keine Ausnahme. Bei einer Ausschreibung nicht ausgewählt worden? Meine Güte, es gibt viele verdammt gute Schreibende da draußen, warum sollte ich davon ausgehen, dass ausgerechnet ich dabei sein muss? Eine schlechte Rezension? Tschuldigung, ich mag auch nicht jedes Buch. Wie könnte ich erwarten, dass jeder mag, was ich fabriziere?

Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch in gewisser Weise enttäuscht oder traurig bin, wenn etwas nicht so verlaufen ist, wie ich es mir gewünscht habe. Es bedeutet nicht, dass ich nicht manchmal entmutigt bin, und etwas Zeit oder Kraft brauche, ehe ich mich wieder aufgerappelt habe. Es bedeutet nur, dass ich mich nicht geschlagen gebe. Jedenfalls nicht irgendwelchen äußeren Einflüssen.
Alles, was ich (noch) nicht erreicht habe, ist doch irgendwie Normalzustand. Mir wird dadurch ja nichts genommen. Aber alles, was ich erreiche, – ist Erfolg.

Vielleicht habe ich einfach das Glück (?!), dass die Ansprüche der Umwelt an mich selten so hoch sind, wie die, die ich selbst an mich habe. Vieles, was mir bei anderen spielerisch leicht erscheint, ist für mich Tag für Tag ein Kampf. Aber ich kämpfe. Gegen mich, gegen Windmühlen. Egal. Solange ich nicht aufgebe, habe ich nicht verloren. Solange ich weitermache, kann ich nur gewinnen. Auch, wenn ich zwischendurch ein paar Tage verliere.

Darum … es geht weiter. Heute. Und morgen und jeden Tag aufs Neue.

In diesem Sinne: Lasst Euch nicht unterkriegen! ^_^

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