Dies kleine Büchlein bekam ich zum Geburtstag geschenkt und habe es noch am gleichen Tag gelesen. Eigentlich wollte ich nur mal „hineinschmökern“ aber die knapp 130 Seiten sind in 65 so kurze Kapitel unterteilt, dass nach 1,2 Stunden einfach alles vorbei ist. Fix gings.
Der Titel „Seide“ ist nicht nur des Themas wegen passend, auch die Erzählart wirkt so leicht und gleichzeitig ein wenig kühl distanziert, dass man die Seide förmlich spüren kann. Das hat mir sehr gut gefallen!
Die Geschichte erzählt von einem Seidenraupenhändler im 19.Jahrhundert, der mit seiner Frau in Südfrankreich lebt. Als seine Seidenraupen eines Tages allesamt krank werden und eingehen, beschließt er, nach Japan zu reisen um Nachschub zu beschaffen. Dort bekommt er was er begehrt, begegnet aber auch einer jungen Frau, die er fortan nicht mehr vergessen kann und wegen der es ihn immer wieder nach Japan zieht…
Es ist eine anfangs sehr angenehme Geschichte, die immer melancholischer wird und mich gegen Ende sehr traurig gestimmt hat. Es geht um Glück, [un]erfüllte Sehnsüchte und Liebe. Die leichte Erzählweise hat mir sehr gut gefallen, aber je schwerer der „Stoff“ wurde, desto weniger passte sie, destoweniger habe ich mich wohl gefühlt in dieser Kürze. Vier Japanreisen und ein halbes, gerade ein so erlebnisreiches Leben, hätten ein bisschen mehr verdient. Und gleichzeitig weniger Klischees bedienen müssen. Wirklich schade ist es, dass die Schilderung jeder seiner Reisen beinehe Wort für Wort identisch sind. Das wirkt sehr gewollt kreativ, und hinterlässt den Nachgeschmack von Einfallslosigkeit und „täglich grüßt das Murmeltier“.
Mein Fazit:
Eine wunderbare Idee, ein seidiger Beginn, eine leichte und luftige Novelle, die leider keinen würdigen Abschluß bekommen hat, sondern gegen Ende erdrückt wird. Schade.
Das hört sich interessant an! Aber nur 130 Seiten – das scheint ja fast ne Kurzgeschichte zu sein!