Bis(s) zum Morgengrauen – Stephenie Meyer

Biss zum Morgengrauen CoverGetarnt als Weinachtsgeschenk vom Schatz hat sich letzten Endes auch hier „DAS“ Buch eingeschlichen. Bisher hatte ich mich vor allzu ausleihwilligen Anhängern der Vampir-Lovestory immer erfolgreich gedrückt, mit der Ausrede, dass ich ja noch soviel Ungelesenes hier stehen habe. Der eigentliche Grund war aber der, dass ich Hypes nicht traue, und was ich bis dato über „Biss zum Morgengrauen“ gelesen hatte, konnte mich nicht überzeugen. Aber jetzt kam ich ja nicht mehr drum herum.

Gelesen hat es sich schnell. 6 Stunden, ein Abend, weg wars. Normalerweise ein Kompliment fürs Buch, sitze ich doch bereits seit über einem Jahr an Endymion… Allerdings benötigt Endymion Konzentration, volle Aufmerksam- und Wachsamkeit. „Biss zum Morgengrauen“ braucht gar nichts.
Naja, lesen sollte man schon können.

Worum es geht ist schnell erzähl: Großstadtmädel Isabella „Bella“ Swan zieht nach der erneuten Heirat ihrer Mutter zu ihrem Vater in die Provinz. Sie hält sich für absolut langweilig und durchschnittlich [darum ja auch „Bella Swan“, hm?] und fällt etwas aus allen Wolken, als ihr an der neuen Schule größtes Interesse zukommt. Gleich am ersten Tag in der Schule begegnet sie IHM, Edward, und ist sofort hin und weg. Anfangs sieht es so aus, als könne Edward sie nicht leiden, doch schon bald stürzen sich beide in ein Wechselbad der Gefühle, in dem auch Eifersüchteleien von Mitschülern nicht zu kurz kommen. Da Bella Katastrophen magisch anzieht, dauert es nicht lange, ehe sie hinter Edwards Maske blicken kann und erkennt: Er und seine Familie sind Vampire…

Als ich das Buch am Ende zuschlug, wusste ich noch immer nicht recht, was ich davon halten sollte. Es las sich flott, unterhielt durchaus, aber sonst…? Wo war das Drama, wo die Liebe? Ich habe sie in „Biss zum Morgengrauen“ nicht gefunden.
Die Charaktere scheinen mir oberflächlich, unausgearbeitet. Ich habe den Eindruck, man möchte mir Bella und Edward als Paar „aufzwängen“, ohne dass es Gründe – neben „die Autorin will es eben so“ – dafür gibt. Er begehrt ihren Geruch, sie fühlt sich von ihm hypnotisch angezogen. Soweit so gut, aber der Punkt, an dem dieses Begehren zu wahrer Liebe wird, der ist mir nicht klar.

Bella ist mir überraschenderweise recht sympatisch! Ich hatte befürchtet sie wäre einer „Elizabeth Swan“ [Fluch der Karibik] ähnlich, der Schönheit aus gutem Hause, die besser segeln kann als jeder Pirat, aber davon ist Bella weit entfernt. Ihr fehlt zwar leider einiges an vorallem emotionalem Tiefgang, denn ich kann ihr Gejammer und ihre Wechselhaftigkeit zu keinem Zeitpunkt im Buch nachfühlen, oder in ihrem Charakter, wie man ihn sonst erlebt wiederfinden, aber sie ist zumindest keine „Tussi“. ;)
Dafür fand ich insbesondere Edward zu Begin richtig witzig, die erste gemeinsame Unterrichtsstunde der beiden verdammt gut und habe trotz des miserablen Schreibstils durchaus Entwicklungspotenzial in der Story gesehen.
Mit der Zeit ließ der Witz aber leider nach, bzw. entpuppte sich als ernstgemeint und nach und nach verkam Edward zu einem Langweiler mit dem Satz: „Ich bin ein Monster, ich sollte gar nicht bei Dir sein“. [Bellas Satz: „Du bist kein Monster!“ – Aber ja, aber nein, aber ja, aber nein… usw.] *gähn*

Da ich mich wie gesagt nicht entscheiden konnte, ob ich das Buch nun ganz okay [weil soweit unterhaltsam] oder schlecht [weil grottig geschrieben] finden soll, habe ich mich aufgemacht und den zweiten Band gekauft…
Mein Fazit zu diesem Zeitpunkt: Nein, ich kann den Hype nicht nachvollziehen. Eine unglaublich flache Geschichte mit unglaubliche dämlichen Dialogen. Da hatte jede 90210 Lovestory mehr Tiefgang. Mal ehrlich.. Herz, Schmerz, Liebe? Ist das nicht mehr als bloße Anziehungskraft? Hypnotische auf der einen Seite – die im übrigen jeden berührt, nicht nur Bella – instinktive auf der anderen Seite? Ab einem gewissen Punkt habe ich mir einfach gesagt „na dann isses eben so“ und mir versucht einzureden, da sei echte Chemie zwischen den beiden Charakteren. Ab dem Punkt funktionierte die Geschichte etwas bessser, aber wahre Liebe? Meine Güte, ich denke an Maegwyn und Eolair [Der Drachenbeinthron]. Richard und Kahlan [Das Schwert der Wahrheit]. Alec und Seregil [Die Schattengilde]. Sogar Buffy und Angel. Schicksalhaftes Aufeinandertreffen, Bestimmung, schön und gut, aber das allein erzeugt für mich keine fesselnde, alles verzehrende Liebe. An der Stelle sei nochmal auf die eklantanten schriftstellerischen Mängel hingewiesen.

Mein Fazit:
Beliebige Wegwerf-Lektüre, einmal lesen und vergessen. Verschenkt leider jegliches Potenzial, verschwendet aber auch nicht viel Zeit.

8 Gedanken zu „Bis(s) zum Morgengrauen – Stephenie Meyer“

  1. Jaaaaaa, endlich mal jemand, der genauso unbegeistert davon ist wie ich. Ich unterschreib das alles. Lässt sich gut weglesen, aber das wars. Hach. Ich glaube ich werd mir aber mal die anderen Bücher, die du da grad so erwähnst mal anlachen.

  2. Mach das mal, aber sei nicht enttäuscht! Die Geschichte von Maegwyn und Eolair findet nur ganz am Rande der eigentlichen Story statt! Das Schwert der Wahrheit umfasst 18 Bände [:D] und bei der Schattengilde handelt es sich um eine anfangs unausgesprochene Männerliebe ;) Da gibts keine Vampire, keinen Kitsch, alles ist reine Fantasy, kein Kuschelroman. Ein reiner solcher fällt mir zu meiner Schande gar nicht ein :o

  3. Vorweg, ich kann den Hype um die Bücher auch nicht verstehen – gibt meiner Meinung nach deutlich bessere Vampirbücher…
    Aber, was mir deutlich aufgefallen ist, die Autorin schreibt gar nicht so schlecht, das Problem ist die deutsche Übersetzung, die ist wirklich grottig. Hab den ersten Band auf englisch gelesen, den zweiten dann auf Deutsch und war ziemlich ensetzt. Während der Schreibstil im Englischen sehr leicht und flüssig ist, wird er in der deutschen Übersetzung sehr blumig und pathetisch aufgebläht. Denke wenn ich den ersten Band nicht auf englisch gelesen hätte, hätte ich das Buch vermutlich gar nicht durchgelesen – von daher meine Empfehlung die Bücher wenn möglich auf Englisch zu lesen. Dadurch wird zwar auch kein Meisterwerk daraus, aber sie sind deutlich besser…

    Ach und eines noch – Buffy und Angel sind doof – Buffy und Spike gehören zusammen :oD .

  4. Ich für meinen Teil hab mir nur den Film angeguckt – war davon aber auch so entäuscht, das ich das Buch nicht lesen wollte.

    Der Film war so schlecht, mehr als die Hälfte ging es nur um Bella und Edward wie sie sich treffen und wieder zur Schule gehen und sich treffen und wieder zur schule gehen und das alles, ohne das sie groß reden oder einfach garnichts machen. so langweilig. als endlich was passierte, war der film zu ende -.- der anfang und gleichzeitig ausstieg aus dieser film-öde.

  5. @ Tina – Ich glaube aber nicht dass die Übersetzung an fehlenden Emotionen – die ich bei einer Liebesgeschichte irgendwie voraussezte – Schuld trägt. Die Schattengilden Romane sind auch miserabel geschrieben [wohl auch überwiegend schlechte Übersetzung] aber die punkten wenigstens mit anderen Dingen, wie einer ausgeprägten Gefühlswelt, grandiosen Charakteren und einer dichten Atmosphäre. Muss ja kein Tad Williams sein, aber das hier ist teils so schlicht wie ein Buch für 10jährige… Von einem Roman der ernst genommen werden möchte erwarte ich da einfach ein kleines bisschen mehr. Ich lese gern und überwiegend unansprochsvolle Unterhaltung, aber dem hier fehlt einfach zuviel. Und das kann ich nicht auf eine Übersetzung schieben.

    [Buffy und Spike? Sie wollte sich doch nur abreagieren! Spike und Dru! <3 xD]

    @Benji - hab den Film nicht gesehen, aber ungefähr so ists im Buch auch. ;)

  6. Hihi, danke für deine Rezensionen! Ich habe den Hype bisher auch nicht verstanden und zum Glück auch kaum mitbekommen. Weihnachten habe ich gesehen, wie die Box zweimal in näherem Umkreis verschenkt wurde. Naja, dachte ich… vielleicht musst du das doch mal lesen.
    Dank deiner Rezension weiß ich nun, dass ich das Geld in Anderes investieren kann. Falls mir irgendwann mal die Bücher auf der to read-Liste ausgehen sollten, weiß ich immerhin, wo ich sie mir leihen kann…
    Viele Grüße, Eva

  7. Ich würd mich ja nicht auf meine Rezensionen verlassen, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden ;)

    [Aber sich die Reihe erstmal Ausleihen statt geich zu kaufen, klingt in dem Fall nach einer sehr guten Idee]

  8. Nana, nun mach deine Rezension mal nicht so schlecht! Sie war ausführlich genug, um es mit meinem Lesegeschmack einigermaßen vergleichen zu können. :D

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