Als alter Artus Fan bin ich natürlich sofort hellhörig geworden, als ein neuer Film names „Avalon“ erschien. Noch interessanter wurde es als ich erfuhr, dass ein Japaner, Mamoru Oshii, der Macher von „Ghost in the Shell“, hinter dem Projekt steckt. Für mich also keine Frage, ich musste den Streifen, der bei uns leider nicht ins Kino kam, sehen haben!
Legt der Titel eine enge Bindung an die Artus Sage nah, ist davon im Film eher wenig zu spüren. Avalon erzählt von einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Menschen von einem illegalen Computerspiel abhängig sind, in welches sie mit Hilfe von Datenhelmen eintauchen können.
„Avalon“ heißt das Spiel, das stark an Ego-Shooter wie „Counter Strike“ erinnert, und welches seine Spieler direkt in einen Krieg gegen riesige Panzer, Hubschrauber und Wehrtürme führt. Wie schon heute in den PC-Ligen, wird man auch dort für seine guten Leistungen im „wahren Leben“ bezahlt, so dass die guten Spieler keiner Arbeit mehr nachgehen müssen.
Wir erleben die Welt mit Ash, einer sehr erfolgreichen Spielerin, die immer allein spielt und sich von Gruppen fern hält. Ihr einziger Freund außerhalb Avalons scheint ihr Hund zu sein, den sie liebevoll umsorgt, der sogar teures Essen bekommt, wovon sie sich selbst kaum etwas gönnt. Sie lebt nur für das Spiel.
Als sie eines Tage von dem geheimen Level „Special A“ – der realen Ebene – erfährt, setzt sie alles daran, dorthinzugelangen. Auf der Suche nach Informationen stolpert sie über den „Bischof“, der verspricht, ihr bei ihrem Weg zu helfen.
Als Ash die letzte Ebene betritt, präsentiert sie sich wie unsere Welt… Was ist am Ende real, was virtuell?
Oder wird „Der Geist“ Ash am Ende auf die Insel Avalon lassen? Fragen über Fragen und kaum Antworten.
Ja, es ist richtig, der Film bietet keine eindeutigen, teils gar keine Antworten und lässt vieles offen, was von Kritikern häufig bemängelt wurde. Doch warum? Gerade das macht Avalon aus. Denk nach. Was bedeutet der Film für Dich? Ein bisschen Philosophie in unserem alltäglichen Leben… Ein japanischer Film, kein Hollywood-Streifen, in denen einem die Antworten zu oft auf dem Silbertablett präsentiert werden.
Avalon ist düster. Still. Melancholisch. Aber auch futuristisch, phantastisch und philosophisch. Die reale Welt, in der Ash lebt zeichnet sich durch dunkle Farben, schwarz oder braun weiße Bilder aus. Tristesse pur, was auch durch Ashs monoton ablaufenden Alltag ausgedrückt wird.
Auch Avalon selbst präsentiert sich nicht bunter. Bis Special A erreicht wird. Hier scheint wirklich alles plötzlich echt zu sein. Doch ist es das?
Avalon lässt viel Raum für Interpretation. Die grauen Bilder gegen die Bunten. Der „Tod im Kopf“ in Form des Dahinvegetierens in Krankenhäusern auf der einen, der „wahre Tod“ auf der anderen Seite. Ashs Hund, der plötzlich verschwindet und auf Special A wieder auftaucht. Was ist echt, was nicht? Auf welcher Ebene befindert sich Ash, auf welcher der Bischof, und was ist Ashs ehemaligem Teammitglied und Freund Murphy geschehen? Zeigt sich hier nur der endgültige Entschluss, mit dem früheren Leben abzuschließen? Wie schon gesagt, die Antworten muss wohl jeder für sich selbst finden.
Die Schauspieler stammen soweit ich weiß alle aus Polen [dort wurde der Film gedreht] und mir ist keiner davon bekannt. Auch fällt es schwer, die schauspielerische Leistung zu bewerten, da kaum Dialoge stattfinden, der Film ist leise, lebt durch Bild und auch besonders durch seine Musik. Der sehr tragende orchestrale Soundtrack von Kenji Kawaii ist einfach grandios!
Leider wurde Avalon, wie schon Equilibrium, zu oft mit Matrix verglichen und in die gleiche Schublade gesteckt. Doch Avalon ist anders, ganz anders. Avalon geht viel tiefer…
Mein Fazit:
Still, leise, zum Nachdenken anregend auf der einen Seite, futuristisch, phantastisch und spannend auf der anderen. Tolle Musik, wunderschöne Stimmung. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme!