Widmung

*Triggerwarnung: Tod, Krebs

Dieser Beitrag liegt schon sehr lange als Entwurf im Backend dieses Blogs herum. Ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet heute so sehr daran denken muss, aber jetzt sitze ich wieder hier und versuche, Worte zu finden, wo es keine gibt.

Ihr habt mich oft gefragt, was es mit der Widmung in „Das Fehlen des Flüsterns im Wind“ auf sich hat, und nicht jedem habe ich geantwortet.

Ich wollte es immer erzählen, gleichzeitig ist es mir nie leichtgefallen.

Von Anne habe ich erzählt. Sie war eine Freundin, sie hatte Krebs. Vielleicht finden sich in den Untiefen uralter Einträge noch Kommentare von ihr. Ich weiß es nicht, ich habe so unfassbar viel gelöscht … 2016 habe ich ihr einen kompletten Beitrag gewidmet. Damals hatten wir alle noch Hoffnung.
Ein Jahr später war sie tot.

Obwohl wir uns nur virtuell kannten, werde ich Anne nie vergessen. Ihr Tod ist unabänderlich mit mir verknüpft, er erinnert mich jeden Tag daran, wie nah Freude und Leid beieinanderliegen können.

Der Tag, an dem ich erfuhr, dass sie im Sterben liegt, war der Tag, an dem ich den unterschriebenen Vertrag vom Verlag erhielt.

Ich dachte, ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Schwebte zur Arbeit, in Gedanken nur Platz für das Buch. Ich saß am Schreibtisch in der Bibliothek, ein bescheuertes Grinsen im Gesicht, und katalogisierte einen Stapel Neuzugänge. Und dann kam die Nachricht, dass alle da sind, um sich von ihr zu verabschieden.
Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, was dann blieb. Da war dieses dunkle, schwarze Loch, das um so vieles schwärzer war als alles andere, weil ich doch kurz vorher noch so glücklich gewesen war. Ein düsteres Nichts-Gefühl. Ich wusste den ganzen Tag nicht, wohin mit mir. Da war nichts als dieses Rauschen. Ich kann es noch heute hören. Und dann war alles still.

Ich glaube, das war der seltsamste Tag in meinem bisherigen Leben. Ich wusste eine ganze Weile nicht, wie es mir geht.
„Jippie, ein Lebenstraum hat sich erfüllt.“
„Fuck, meine Freundin ist tot.“
Dazwischen gab es einfach nichts. Und da diese beiden Dinge im Prinzip die Enden meines gesamten Gefühlsspektrums umfassten, war dieses Nichts so unendlich groß.

Auch heute, mehr als 5 Jahre später, fühlt sich das alles immer noch surreal an. Weit weg einerseits, wie eine anhaltende Erinnerung und Mahnung andererseits.

Das Leben hat diese beiden Begebenheiten für mich verknüpft. Deshalb gibt es diese Widmung. Die Worte? Anne versteht sie. Das weiß ich.

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